Nur gemeinsam stark |
Christina Hohmann-Jeddi |
13.06.2024 17:30 Uhr |
Schreibers Fazit: »Die politische Situation ist hoch unbefriedigend, aber wir müssen weitermachen und uns für unsere Ziele einsetzen.« Der Protest müsse weitergehen. Dabei beschwor der Kammerpräsident die Geschlossenheit des Berufsstandes und forderte alle Apothekerinnen und Apotheker auf, sich an den kommenden Aktionen zu beteiligen, um »ein klares Zeichen« zu setzen. Auch die einzelnen Heilberufe sollten sich nicht gegeneinander ausspielen lassen, sondern zusammenhalten. Unter dem Motto »Gemeinsam sind wir stark« hatte der LAKT-Präsident auch zwei Vertreter der Ärzteschaft zu der Sitzung eingeladen.
So sprach sich Annette Rommel, Vorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung Thüringen, für eine Verstärkung der Zusammenarbeit der Heilberufe aus. Diese sei in Thüringen schon beispielhaft gut, müsse aber noch intensiviert werden, um den größer werdenden Herausforderungen begegnen zu können. Die geplante Notfallreform sieht die Hausärztin dabei weniger kritisch: »Wir sind relativ optimistisch, dass dort gute Dinge entstehen.«
Wie Hans-Jörg Bittrich, Präsident der Landesärztekammer Thüringen, feststellte, habe die Ärzteschaft mit ganz ähnlichen Problemen zu kämpfen wie die Apothekerschaft – die Stichworte lauten Personalmangel, Bürokratie und Honorarstagnation. Seit 1994 habe sich die Gebührenordnung der Ärzte nicht bedeutend geändert. Reformen seien daher notwendig, machte der Kinderarzt deutlich.
Bei aller Kritik an Minister Lauterbach habe dieser den Reformbedarf erkannt, der gerade auch bei den Krankenhäusern besteht. Diese seien nämlich der Haupttreiber der steigenden Kosten im Gesundheitswesen. »Wir leisten uns mehr Krankenhausbetten als alle anderen europäischen Länder«, konstatierte Bittrich. Eine Ambulantisierung könne einen Teil der Probleme im Gesundheitswesen lösen.
Beim Thema Nachwuchs ist die Thüringische Ärzteschaft schon einen Schritt weiter als die Apothekerschaft. So konnte die Zahl der Medizinstudienplätze in Jena um 10 Prozent erhöht werden und an der privaten Medizinhochschule HMU Erfurt sind 100 weitere Studienplätze entstanden. Das verlagere jetzt aber das Problem nach hinten, denn nun brauche es mehr Geld für die nötige fünfjährige Facharztausbildung. Bis die angehenden Mediziner einsetzbar sind, werde es noch einige Jahre dauern.
Um den Personalmangel abzuschwächen, müsse es auch gelingen, das Potenzial der ausländischen Fachkräfte zu nutzen, die nach Deutschland geflüchtet sind. Schon jetzt hätten 16,6 Prozent der Medizinerinnen und Mediziner in Thüringen einen Migrationshintergrund, betonte Bittrich. Wenn diese aus Thüringen vertrieben würden, bräche das Gesundheitssystem zusammen, mahnte er auch mit Blick auf die Ergebnisse der Europawahl vom 9. Juni. In der Wahl war die AfD stärkste Kraft in Thüringen geworden.
Insgesamt hätten Apotheker- und Ärzteschaft viele gemeinsame Probleme und »keine erkennbare Hilfe von außen«, so Bittrich. »Wir können nur gemeinsam stark sein. Wir müssen unsere Erfahrungen in die politische Entscheidungsfindung mit einbringen.«