NRW verliert 65 weitere Apotheken |
Daniela Hüttemann |
07.01.2022 11:00 Uhr |
Auch wenn es vielen Laien noch so scheint, dass in Stadtzentren »an jeder Ecke« eine Apotheke ist: Auch in größeren Städten nehmen die Apothekenzahlen ab. / Foto: imago images/Sven Simon
In Nordrhein haben der Apothekerkammer des Bezirks (AKNR) zufolge 51 Betriebe schließen müssen, während nur 16 Apotheken neu eröffnet wurden. Damit verringerte sich die Anzahl von 2.123 auf 2.088 öffentliche Apotheken. Allen Widrigkeiten zum Trotz – auch angesichts der Corona-Pandemie mit all ihren neuen Aufgaben und der Jahrhundertflut, von der auch das Rheinland betroffen war, sei aber die Versorgung der Menschen mit Arzneimitteln zu jeder Zeit sichergestellt gewesen, teilte die AKNR mit. Die Apothekenteams leisteten hervorragende Arbeit, so AKNR-Präsident Armin Hoffmann. »Gerade in der Krise zeigt sich, wie wichtig und leistungsfähig die dezentrale Versorgung mit Arznei- und Hilfsmitteln durch die Apotheke vor Ort ist.« In vielen Städten und Kreisen müssten die Menschen keine weiten Wege zur nächsten Apotheke zurücklegen.
Auch im Schwesterbezirk Westfalen-Lippe hält der Trend der sinkenden Apothekenzahlen im nunmehr 17. Jahr in Folge an: Die Apothekerkammer dort (AKWL) registrierte 2021 nur vier Neueröffnungen, denen 34 dauerhafte Schließung gegenüberstehen. Die Apothekenzahl sank also von 1827 auf 1797. Ein wichtiger Grund für diese Entwicklung ist der sich verstärkende Personalmangel angesichts der ansteigenden Anforderungen an die Apotheken. Dem Rückgang der Apotheken stehe eine ungeheure Nachfrage nach neuen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen gegenüber, mit aktuell mehr als 1000 offenen Stellen allein im Kammergebiet Westfalen-Lippe, teilte die AKWL mit. »Wir sehen einen klaren Trend zu größeren Betriebsstätten, die mit mehr Personal mehr Patientinnen und Patienten versorgen«, erklärte ihr Hauptgeschäftsführer Andreas Walter und sprach von fast 17.000 wohnortnahen Arbeitsplätzen.
Im Durchschnitt versorge eine Apotheke in Westfalen-Lippe gut 4700 Patienten – laut AKWL etwa 10 Prozent mehr als im Bundesdurchschnitt. Dies korrespondiert laut Walter mit einer geringeren Apotheken- und Hausarztdichte in den Regierungsbezirken Arnsberg, Detmold und Münster.
Fehlenden Nachwuchs gibt auch die AKNR als einen Hauptgrund für die anhaltenden Apothekenschließungen an, denn viele Inhaber, die in den Ruhestand gehen wollen, finden keinen Nachfolger, obwohl es immer mehr Apothekerinnen und Apotheker gebe. Es trauten sich jedoch immer weniger in die Selbstständigkeit, wohl auch wegen »einer längst nicht mehr so attraktiven Vergütung«, mutmaßt die Kammer. »Es muss sich wieder lohnen, eine Apotheke zu übernehmen – denn die dezentrale Versorgung ist und bleibt wichtig«, betont AKNR-Präsident Hoffmann.
Durch die vielen Aufgaben, die die Apotheken zusätzlich zur eigentlichen Arzneimittelversorgung während der Corona-Pandemie übernommen und weiter übernehmen, sei die gesellschaftliche Wahrnehmung der Apotheke und die Attraktivität aller pharmazeutischen Berufe gestiegen. »Auf einen stellensuchenden Apotheker kommen im Durchschnitt 15 bis 20 offene Stellen. Für PTA und PKA sieht es ganz ähnlich aus«, berichtet AKWL-Hauptgeschäftsführer Walter. Die Kammer fordert daher weiterhin den Ausbau von Studienplätzen und auch die Einrichtung eines neuen Pharmazie-Studiengangs in Ostwestfalen-Lippe.
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