Notdienst ist Apothekensache |
Brigitte M. Gensthaler |
28.09.2023 13:00 Uhr |
Engagierte Diskussionen und klare Abstimmungen zum Apothekennotdienst / Foto: Alois Mueller
info@amfotos.com
»Die Hauptversammlung der deutschen Apothekerinnen und Apotheker spricht sich dafür aus, dass die ordnungsgemäße Versorgung der Bevölkerung mit Arzneimitteln, auch im Notdienst, wie bisher durch Apotheken sichergestellt wird. Die Hauptversammlung […] spricht sich deshalb gegen ein Dispensierrecht von Ärztinnen und Ärzten im Notdienst aus.« Diesem Antrag der Berufsorganisationen aus Hamburg und Schleswig-Holstein stimmte die Versammlung mit überwältigender Mehrheit zu.
Heftig diskutiert und letztlich zurückgezogen wurde dagegen ein Antrag der Landesapothekerkammer (LAK) Hessen, die Inanspruchnahme der Dienstbereitschaft außerhalb der regulären Öffnungszeiten auf dringende Fälle zu beschränken. Es stehe dem beratenden Apotheker nicht an, zu entscheiden, ob eine Medikation für den hilfesuchenden Patienten dringend sei oder nicht und diesen gegebenenfalls abzuweisen. Auch eine deutliche Erhöhung der Nacht- und Notdienstgebühr sei nicht zielführend. Stefan Fink, Vorsitzender des LAV Thüringen, warnte dringend davor, den Notdienst als apothekenspezifische Leistung gerade jetzt »schlechtzureden«. Man müsse die aktuellen Diskussionen abwarten, mahnte er angesichts der Lauterbach´schen Vorschläge zur Umstrukturierung des Apothekensystems.
Mit sehr großer Mehrheit abgelehnt wurde ein Antrag des LAV Baden-Württemberg, ein Sonderkontingent für von Lieferengpässen betroffene Arzneimittel für die Versorgung im Notdienst zu schaffen. Aus diesem mit ausländischer Ware gefüllten Kontingent könnten sich notdiensthabende Apotheken vor allem am Wochenende, zum Beispiel mit Antibiotika-Säften, bevorraten, um ihre Patienten zuverlässig versorgen zu können. »Unpraktikabel« und »nicht zielführend«, so die Meinung im Plenum.
Ein weiterer Antrag zur Sicherung der Patientenversorgung: Zumindest in Not- und Akutsituationen wünschen sich Apotheken eine Aut-simile-Regelung und damit einen größeren Handlungsspielraum.
In puncto Sicherung der Lieferketten waren sich die Delegierten schnell einig. Mit großer Mehrheit stimmten sie einem saarländischen Antrag zu, dass die Produktion von lebenswichtigen Wirkstoffen und Arzneimitteln unter hohen Umweltschutz- und Sozialstandards wieder verstärkt in der Europäischen Union stattfinden solle.
Ebenfalls auf die Sicherung von Lieferketten und Arzneimittelversorgung zielte ein weiterer Antrag von mehreren Einzelpersonen ab. Darin wird die Bundesregierung aufgefordert, einen Plan zur Risikovorsorge für versorgungskritische Arzneimittel zu erstellen, in dem Festlegungen getroffen werden, mit denen die Versorgung der Bevölkerung sichergestellt werden kann.