Lauterbachs Vorschläge für eine neue Apothekenstruktur |
Cornelia Dölger |
27.09.2023 15:15 Uhr |
Bundesgesundheitsminister Professor Karl Lauterbach stellte heute seine Vorschläge in Düsseldorf per Videoschalte vor. Die Pläne hatte er tags zuvor bereits der FAZ gesteckt, was für Aufruhr gesorgt hatte. / Foto: PZ/Alois Mueller
Nach den Plänen des Ministers sollen Filialen und Zweigapotheken gefördert werden, gleichzeitig wolle man aber nicht am Fremdbesitzverbot rütteln, betonte er. Es gehe um Apotheken, »die Ihnen gehören und von Ihnen betrieben werden«, sagte er. Konkret solle die derzeitige Besitzstruktur um »ein bis zwei Filialen« vergrößert werden. Investoren sollten nicht beteiligt sein, die bestehende Struktur solle »nicht beschädigt werden«.
Wenn Filialen betrieben würden, dann mache es, und das war Lauterbachs zweiter Vorschlag, »keinen Sinn«, wenn in jeder Filiale die gleichen Labor-und Herstellungsanforderungen gelten würden, so der Minister. »Das muss nicht überall vorgehalten werden, es macht ökonomisch keinen Sinn.« Verboten werden solle es freilich nicht, aber vorgeschrieben eben auch nicht. Mit den Vorschlägen entstünden neue Möglichkeiten, keine neuen Vorgaben. Seien die Anforderungen an Labor und Herstellung in den Filialen flexibilisiert, könnten »weitere Filialen erwogen werden können«.
Die digitalaffinen Apothekerinnen und Apothekern seien ebenfalls gut für die Telepharmazie gerüstet, fuhr der Minister fort. Sie seien schließlich »Pioniere der Digitalisierung«. Warum sollte es also nicht möglich sein, dass Approbierte per Telepharmazie »in die eigenen Filialen hineinberaten«? Die Möglichkeit zu nutzen, könne sich auch in der Honorierung niederschlagen, stellte der Minister in Aussicht. Gegenüber der FAZ hatte der Minister erwogen, dass gut qualifizierte PTA die Beratung vor Ort allein übernehmen könnten, wenn sie digital an die Hauptapotheke angebunden seien.
Mehr Flexibilität stellt Lauterbach sich auch bei den Öffnungszeiten vor. Gerade für junge Frauen sei dies oft ein Handicap. »Mit dem Ziel von mehr Flexibilisierung kommen wir doch Ihren Forderungen nach«, so der Minister zum Plenum. Flexiblere Öffnungszeiten ermöglichten eine bessere Verteilung der Notdienste. »So entstehen zusätzliche Notdienstmöglichkeiten.«
Diese Notdienste zu entbürokratisieren, sei ein weiteres Ziel. Warum sollte es diese in jeder Filiale geben, wenn das Gesamtkonzept den Notdienst eigentlich abdecke, fragte der Minister. Da täten sich für die Apotheken doch neue Möglichkeiten auf. Sein Vorhaben habe das Ziel, die fachlichen Qualifikationen der Pharmazeutinnen und Pharmazeuten besser zu nutzen.
Gestern hatte die Beziehung Lauterbach–Apothekerschaft einen neuen Tiefpunkt erreicht, nachdem der Bundesgesundheitsminister per Zeitungsinterview laut über eine Liberalisierung des Apothekenmarkts nachgedacht hatte. Entsprechend gereizt war am heutigen Mittwoch die Stimmung in Düsseldorf.