Norovirus-Impfstoffkandidat induziert mukosale Immunität |
Theo Dingermann |
15.05.2025 07:00 Uhr |
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Noroviren (NV) sind weltweit eine der Hauptursachen für Epidemien und sporadische Fälle von akuter Gastroenteritis (AGE, Magen-Darm-Infekt). Die Viren sind hochansteckend und werden über den fäkal-oralen Weg, aber auch durch aerosolisierte Viren aus Erbrochenem von Mensch zu Mensch übertragen. Einen zugelassenen Impfstoff gibt es derzeit nicht.
Im vergangenen Monat berichteten Forschende um Dr. Becca A. Flitter vom Unternehmen Vaxart Inc., South San Francisco, USA im Fachjournal »Science Translational Medicine« über eine Phase-Ib-Studie zur Sicherheit und Immunogenität eines neuartigen, oral verabreichten Norovirus-Impfstoffs (VXA-G1.1-NN) bei älteren Erwachsenen im Alter von 55 bis 80 Jahren.
VXA-G1.1-NN basiert auf einem nicht replizierenden Adenovirus-5-Vektor, der das Hauptkapsidprotein VP1 des Norovirus-Stamms GI.1 exprimiert. Die Formulierung erfolgt als magensaftresistente Tablette, die den Vektor gezielt im Ileum, einem Teil des Dünndarms, freisetzt.
In dieser randomisierten, doppelblinden, placebokontrollierten Phase-Ib-Studie wurden 65 Probanden an drei US-amerikanischen Studienzentren in drei Dosiskohorten (1×1010, 3×1010 und 1×1011 Infektionseinheiten) zweimal im Abstand von 28 Tagen immunisiert. Die Vakzine wurde in allen Gruppen gut vertragen. Schwerwiegende Nebenwirkungen traten nicht auf. Die häufigsten Beschwerden waren mild und umfassten Müdigkeit und Kopfschmerzen.
Der Impfstoff induzierte robuste dosisabhängige Serumantworten sowohl von IgG- als auch von IgA-Antikörpern gegen das VP1-Antigen. Die Antikörperspiegel blieben über 210 Tage signifikant über dem Ausgangswert. Die neutralisierende Aktivität gegen VP1 zeigte ebenfalls einen dosisabhängigen Anstieg, wobei die IgA-Antikörper einen größeren funktionellen Beitrag zur Blockade-Aktivität lieferten.
In der Hochdosisgruppe wurden nicht nur VP1-spezifische IgA-produzierende antikörpersekretorische Zellen, sondern auch T-Zell-Antworten gegen das Antigen beobachtet. CD4+- und CD8+-T-Zellen exprimierten vermehrt den α4β7-Homing-Marker, was auf eine mukosale Immunaktivierung hindeutet – ein zentraler Mechanismus für antivirale Immunität und für das Isotypen-Switching.
Ein zentrales Ergebnis war, dass durch die Impfung langlebige IgA-Antikörper in Speichel und Nasenschleimhaut gebildet wurden. Besonders in der Hochdosisgruppe zeigte sich schon 29 Tage nach der ersten Impfung ein deutlicher Anstieg der VP1-spezifischen IgA-Werte – etwa 7-fach im Speichel und über 9-fach in der Nase. Diese Antikörperantwort hing mit der Anzahl an IgA-produzierenden Zellen im Blut zusammen. Das ist wichtig, weil solche IgA-Antikörper in den Schleimhäuten als Surrogatmarker für einen Infektionsschutz gelten.