Noch Schnupfen oder schon gesprüht? |
Dass der Applikations- und Wirkort Nase zur Infektionsprophylaxe taugt, zeigen Tier- und Humanstudien mit dem altbekannten Antibiotikum Neomycin. In Form einer Nasensalbe bot es einen guten Schutz vor einer Infektion mit SARS-CoV-2 und anderen viralen Erregern, meldeten Forscher von der Yale University School of Medicine in New Haven im Fachjournal »PNAS«.
Die nasale Verabreichung von Neomycin bei Mäusen reduzierte einen Tag vor einer gezielten Infektion mit SARS-CoV-2 die Virus- und Krankheitslast deutlich. Selbst wenn die Mäuse bereits mit SARS-CoV-2 infiziert waren, führte die intranasale Neomycin-Gabe vier Stunden nach der Infektion dosisabhängig zu einer Verringerung der Viruslast und zu einer erhöhten Überlebensrate. Zudem waren Mäuse durch die Behandlung vor einer Infektion mit hochvirulenten Influenza-A-Viren geschützt.
Ob dieser Effekt auch beim Menschen auftritt, testeten die Forschenden in einer kleinen randomisierten, doppelblinden, placebokontrollierten Studie mit gesunden Freiwilligen. Diese applizierten sich zweimal täglich mithilfe eines Wattestäbchens entweder die Neomycin-haltige Nasensalbe Neosporin® (n=12) oder Vaseline als Placebo (n=7) in die Nase. Anders als bei den Probanden aus der Placebogruppe war bei mehr als der Hälfte der Neosporin-Probanden eine robuste antivirale Genexpression im Nasenepitel nachweisbar. Offensichtlich fungieren Aminoglykosid-Antibiotika als Agonisten am Toll-like-Rezeptor 3 (TLR3), wodurch interferonstimulierte Gene aktiviert werden.