Niedrigeres Lungenkrebs-Risiko im Alter? |
Theo Dingermann |
08.07.2024 11:00 Uhr |
In einer zweiten Studie untersuchte ein Forschungsteam um Dr. Xueqian Zhuang vom Memorial Sloan Kettering Cancer Center in New York, wie sich das Altern auf die Entstehung und das Fortschreiten von Lungenkrebs, insbesondere Lungenadenokarzinom (LUAD), auswirkt. Auch sie verwendeten gentechnisch veränderte Mausmodelle. Dabei fanden sie, dass Altern die Tumorentstehung unterdrückt, allerdings nach einem anderen Mechanismus. Ihre Studien liefern Hinweise, dass die Stammzellpopulation der Alveolarzellen, den so genannten AT2-Zellen, die als primäre Ursprungszellen von LUAD gelten, abnimmt.
Ein Grund für diesen Effekt scheint darin zu liegen, dass es im Alter durch eine altersbedingten DNA-Hypomethylierung zur Induktion des Transkriptionsfaktors NUPR1 (Nuclear Protein 1) kommt. NUPR1 ist ein stressinduzierter Transkriptionsfaktor, der als Treiber der Ferroptoseresistenz gilt. Ferroptose ist eine Form des eisenabhängigen Zelltods.
Durch die Induktion von NUPR1 wird die Expression des Proteins LCN2 gesteigert. Dies führt zu einer funktionellen Eiseninsuffizienz in den gealterten Zellen und reduziert so den ferroptotischen Zelltod. Andererseits führt die funktionelle Eiseninsuffizienz dazu, dass Stammzellen abgebaut werden, wodurch deren tumorigenes Potenzial unterdrückt wird.
Dass es sich hierbei um ein relevantes Phänomen handelt, konnten die Forschenden dadurch zeigen, dass sich der Effekt durch Inaktivierung des NUPR1-Transkriptionsfaktors oder durch eine Eisensupplementierung umkehren lässt, was zur Wiederherstellung der Stammzellenfähigkeit und zur Förderung der Tumorbildung auch in gealterten Zellen führt.
Durch die Veränderung des Eisenstoffwechsels entsteht in gealterten Lungen ein tumorunterdrückendes Umfeld. Für Tumoren, die bereits in früheren Lebensjahren entstanden sind, ist das eisenarme Umfeld jedoch förderlich.
Diese Ergebnisse zeigen, wie Altern Lungenkrebszellen hemmen kann. Aufgrund anderer biologischer Faktoren lassen sich diese Ergebnisse jedoch möglicherweise nicht auf andere Krebsarten übertragen. Dennoch zeigen diese Studien, wie wichtig es ist, Krebs auch in »alten« Modellen zu untersuchen, da sich daraus neue Behandlungsstrategien und Ziele für die regenerative Medizin ableiten lassen könnten.