Nicht nur ein Seniorenproblem |
Bei Nagelpilz denkt man zunächst an Schwimmbad und geliehene Skischuhe. Doch auch unter künstlichen Fingernägeln finden Dermatophyten gute Bedingungen zur Vermehrung. / © Adobe Stock/Gatherina
Ein Klassiker im Apothekenalltag: Ein älterer Patient mit Typ-2-Diabetes berichtet über Veränderungen des Großzehnagels. Dieser sehe immer weißlicher und mittlerweile etwas bröselig aus. Alter und Vorerkrankung des Patienten erhöhen das Risiko für eine Nagelpilzerkrankung. Auch chronisch-venöse Erkrankungen oder eine periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK) gehören zu den Risiko-erhöhenden Faktoren. Ebenfalls ein Klassiker: Ein sportlicher junger Mann berichtet über ähnliche Veränderungen an mehreren Zehen. Grunderkrankungen liegen keine vor, er lebt gesund und treibt viel Sport. Doch auch Sportarten wie Fußball, bei denen viele Sprints und Stopps sich abwechseln und Ballkontakte zu Mikrotraumen führen, können das Risiko für Nagelmykosen erhöhen. Zusätzlich sorgt Schwitzen für pilzfördernde Bedingungen. Und auch sie gehört zur Risikogruppe: Eine gepflegte junge Frau mit künstlichen Fingernägeln. Unter diesen finden Nagelpilze gute Bedingungen zur Vermehrung vor.
Bei den häufigsten Verursachern von Nagelpilzerkrankungen handelt es sich um Dermatophyten. Aber auch Hefe- und (seltener) Schimmelpilze kommen als Auslöser infrage. Die Prävalenz nimmt mit dem Alter zu. Grundsätzlich empfiehlt sich eine ärztliche Untersuchung, da andere Erkrankungen für die Nagelveränderungen ursächlich sein können, zum Beispiel eine Nagelpsoriasis, ein Krummnagel oder eine Nagelwallentzündung. Eine sichere Diagnosestellung empfiehlt sich nicht zuletzt vor dem Hintergrund der langen Dauer einer Nagelpilzbehandlung. Und: Je frühzeitiger eine Behandlung begonnen wird, umso größer sind die Erfolgsaussichten.
Selbstmedikation ja oder nein? Und wenn ja: welche? Leichte oder mäßig ausgeprägte Erkrankungen lassen sich im Rahmen einer Selbstmedikation – also topisch – behandeln. Dies umfasst distale subunguale und weiße oberflächliche Onychomykosen sowie Nagelpilzerkrankungen, bei denen maximal 40 Prozent der Nageloberfläche und/oder maximal drei von zehn Zehennägeln betroffen sind. Bei mittelschwerer und schwerer Nagelpilzerkrankung rät die Leitlinie, zu einer systemischen oder einer Kombinationstherapie. Systemische Therapien sind verschreibungspflichtig.
Als topische Therapien im Rahmen einer Selbstmedikation stehen die Wirkstoffe Amorolfin (etwa Loceryl®), Bifonazol (etwa Canesten® extra), Ciclopirox (etwa Ciclopoli® oder Nagel Batrafen®) und Terbinafin (etwa Terbinafin-1A Pharma®) zur Verfügung. Angewendet werden sie in Kombination mit Harnstoff zur atraumatischen Nagelentfernung oder in Form eines Lacks. Bei Ersteren wird nach der Nagelentfernung mit einer antimykotischen Salbe nachbehandelt. Eine Behandlung dauert in der Regel rund zwei Monate. Bei Lacken lassen sich wasserlösliche (wie Ciclopoli) und wasserunlösliche (wie Nagel Batrafen) unterscheiden. Sie werden je nach Lack täglich bis wöchentlich aufgetragen. Wasserunlösliche Lacke müssen vor der nächsten Anwendung entfernt werden. Eine Behandlung dauert sechs bis zwölf Monate. Für den Erfolg der Therapie ist nicht zuletzt die korrekte und konsequente Anwendung durch den Patienten eine wichtige Voraussetzung. Die Frage, was er umsetzen kann und/oder möchte, spielt daher bei der Auswahl eine zentrale Rolle.
Pilz entfernt – und nun? Wer einmal an einem Nagelpilz erkrankt war und ihn erfolgreich behandeln konnte, möchte einen erneuten Befall möglichst vermeiden. Vorbeugende Maßnahmen empfehlen sich aber auch für Menschen, die einer Risikogruppe angehören. Da ein feuchtwarmes Milieu Pilzen beste Wachstumsbedingungen bietet, gilt es, dieses zu vermeiden: Nach dem Duschen/Baden/Schwimmen die Füße (Zehenzwischenräume!) sorgfältig zu trocknen (eventuell föhnen), ist daher ein Muss. Dabei sollten die Füße inspiziert werden. Gibt es Anzeichen für Fußpilz, sollte dieser rasch und konsequent behandelt werden, da er als Risikofaktor für Nagelpilz gilt.
Auch das regelmäßige Wechseln der Schuhe im Verlauf des Tages kann helfen, da so Feuchtigkeit in Schuhen trocknen kann. Die Leitlinie rät außerdem zum Desinfizieren des Schuhwerks. Zudem gilt: Handtücher sollten stets nur von einer Person verwendet werden, damit einer Übertragung von Personen untereinander vorgebeugt wird und eine Reinfektion nicht als Therapieversagen missgedeutet wird. Handtücher und Strümpfe sollten bei 60 °C gewaschen oder – wenn dies nicht möglich ist – ein Hygienespüler verwendet werden.