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WHO-Bericht

Neues zur Delta-Variante gibt Anlass zur Sorge

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) geht davon aus, dass die Delta-Variante des Coronavirus bald das Infektionsgeschehen auf der ganzen Welt dominieren wird. Neue Studien untermauern, dass die Variante deutlich ansteckender und gefährlicher ist als das Wildtypvirus.
AutorKontaktAnnette Rößler
Datum 22.07.2021  17:30 Uhr

Die erstmals in Indien aufgetauchte SARS-CoV-2-Variante B.1.617.2 (Delta) ist laut WHO viel leichter übertragbar als andere Virusvarianten. Daher sei damit zu rechnen, dass sie sich schnell durchsetzen und in den kommenden Monaten weltweit dominieren werde, schreibt die WHO in ihrem epidemiologischen Wochenupdate zu Covid-19 vom 20. Juli.

Die Delta-Variante zählt zu den von der WHO als besorgniserregend eingestuften Varianten (Variants of Concern, VOC). Damit eine Variante als VOC eingestuft wird, muss sie im Vergleich zum ursprünglichen SARS-Coronavirus-2 leichter übertragbar sein (erhöhte Fitness), der Immunantwort entgehen (Immunescape) oder beides. Diese Eigenschaften sind bei den einzelnen VOC unterschiedlich stark ausgeprägt. So zeichnet sich etwa die Alpha-Variante (B.1.1.7), die bislang in Deutschland dominierte, durch eine erhöhte Fitness aus, zeigt aber keinen Immunescape. Laut dem WHO-Bericht ist auch Delta deutlich fitter als der Wildtyp und es gibt Hinweise auf einen möglichen Immunescape.

Als Beleg für die ausgeprägte Fitness der Delta-Variante führt die WHO eine Studie an, die auf dem Preprint-Server »MedRxiv« erschienen ist und 167 Delta-Fälle bei Patienten in China berücksichtigt (DOI: 10.1101/2021.07.07.21260122). Es zeigte sich, dass bei einer Ansteckung zwischen dem Kontakt und dem ersten positiven PCR-Test eines Infizierten lediglich vier Tage vergingen. Bei Infektionen mit dem Wildtyp-Coronavirus waren es dagegen sechs Tage gewesen.

Darüber hinaus war die Viruslast zum Zeitpunkt des ersten positiven PCR-Tests bei einer Infektion mit der Delta-Variante mehr als 1200-mal höher. Dies wertet die WHO als Zeichen dafür, dass die Delta-Variante schneller replizieren und somit gerade zu Beginn einer Infektion ansteckender sein könnte als der Wildtyp. Auch für die Alpha-Variante wurde bereits gezeigt, dass sie verglichen mit dem Wildtypvirus mit einer deutlichen Erhöhung der Viruslast einhergeht.

Schon den bei der Alpha-Variante beobachteten Anstieg der Virusmenge um den Faktor 10 nannte Professor Dr. Christian Drosten von der Berliner Charité Mitte Juni beim virtuellen Kongress für Infektionskrankheiten und Tropenmedizin (KIT) »frappierend«. Einen so großen Unterschied in der Viruslast erwarte man als klinischer Virologe nicht. Sollte sich bestätigen, dass die Delta-Variante mit einer noch einmal deutlich höheren Viruslast einhergeht, wäre das wohl die Erklärung dafür, dass sie Alpha so schnell verdrängt hat.

Mehr Hospitalisierungen bei VOC-Infektion

Eine weitere von der WHO zitierte Studie stammt aus Kanada und belegt eine erhöhte Virulenz der Delta-Linie (DOI: 10.1101/2021.07.05.21260050). In der ebenfalls auf »MedRxiv« erschienenen Arbeit, in die mehr als 200.000 Covid-19-Fälle eingingen, war das Risiko für Hospitalisierung, Intensivbehandlung oder Tod bei Delta-Infizierten verglichen mit Patienten, die mit einer Nicht-VOC infiziert waren, um 120 Prozent, 287 Prozent beziehungsweise 137 Prozent erhöht. Infektionen mit einer anderen VOC (Alpha, Beta oder Gamma) gingen ebenfalls mit einer Risikoerhöhung einher, die jedoch geringer ausfiel (Hospitalisierung plus 59 Prozent, Intensivbehandlung plus 105 Prozent und Tod plus 61 Prozent).

Diese Unterschiede wirken auf den ersten Blick erschreckend, doch schränken die Autoren selbst ein, dass Delta-Infektionen anfangs wahrscheinlich irrtümlich als Nicht-VOC klassifiziert worden seien, weil noch nicht routinemäßig auf diese Variante geprüft wurde. Dies verzerre das Ergebnis wahrscheinlich stark. Sie vermuten daher, dass die Virulenz der Delta-Variante in Wahrheit zwar die des Wildtyps übertreffe, aber nicht die von anderen VOC.

Eine weitere Limitation der Studie ist, dass der Impfstatus der Teilnehmer nicht ermittelt wurde. Sie gibt somit keine Auskunft darüber, ob vollständig Geimpfte vor schweren Verläufen durch VOC geschützt sind. Hiervon sei laut den Autoren aber auszugehen, da die absolute Zahl der Patienten mit schweren Verläufen rückläufig sei, während gleichzeitig die Impfrate steige.

Wie stark der Immunescape von Delta ausgeprägt ist, lässt sich momentan noch nicht abschließend beurteilen. Drosten ging beim KIT davon aus, dass er ähnlich wie bei der Alpha-Variante eher keine große Rolle spielt. Klar ist jedoch, dass für einen hohen Impfschutz gegen die Delta-Variante beide Dosen der Coronaimpfstoffe wichtig sind. Das hat gerade eine Studie im Fachjournal »New England Journal of Medicine« bestätigt (DOI: 10.1056/NEJMoa2108891), über deren Vorveröffentlichung auf »MedRxiv« die PZ bereits im Mai berichtete.

Um trotz der höheren Ansteckungsfähigkeit der Delta-Variante eine ausgeprägte vierte Infektionswelle im kommenden Herbst zu vermeiden, hat das Robert-Koch-Institut (RKI) bereits Anfang Juli ein neues Impfziel vorgegeben. Demnach sollten mindestens 85 Prozent der 12- bis 59-Jährigen und 90 Prozent der Senioren ab 60 Jahren vollständig geimpft sein. Wie das RKI zuletzt erneut betonte, ist das Ziel, die Krankheitslast zu senken und eine Überlastung des Gesundheitswesens zu vermeiden. »Die Vorstellung des Erreichens einer ›Herdenimmunität‹ im Sinne einer Elimination oder sogar Eradikation des Virus ist jedoch nicht realistisch«, heißt es in dem RKI-Dokument »Vorbereitung auf den Herbst/Winter 2021/22« vom 22. Juli.

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