Neues zu ASS zur Krebsprävention |
Annette Rößler |
08.10.2025 16:20 Uhr |
Die Studie lässt den Leser etwas ratlos zurück. Fragen, die sich aufdrängen, lauten etwa: Wie verbreitet ist CHIP mit einer VAF von mindestens 10 Prozent? Scheint es praktikabel, ältere Menschen auf CHIP zu testen, um diejenigen zu identifizieren, die von einer ASS-Einnahme profitieren könnten? Was ist mit den möglichen negativen Effekten von ASS – Stichwort Blutungsrisiko?
Die Autoren begnügen sich mit dem Hinweis, dass ihre Ergebnisse auf eine »signifikante Heterogenität der Wirksamkeit« von ASS zur Krebsprävention bei älteren Menschen hindeuteten. Dass besonders Patienten mit CHIP profitieren könnten, halten sie aber wegen der antiinflammatorischen Wirkung von ASS für biologisch plausibel.
Deutlich kritischer äußern sich zwei unabhängige Experten gegenüber der Nachrichtenseite »Medscape« über die Studie. Sekundäranalysen seien zwar prinzipiell interessant, eigneten sich aber vor allem zur Entwicklung von Hypothesen, sagt Dr. Christopher Labos, von der McGill University in Montreal, Kanada. Wenn wie in diesem Fall das Ergebnis der ursprünglichen Studie negativ ausgefallen sei, solle man einer Sekundäranalyse nicht zu viel Bedeutung beimessen. Dr. Gilbert Welch vom Brigham and Women’s Hospital in Boston, USA, wird deutlicher: »Das ist ein Amoklauf der personalisierten Medizin.« Er bezeichnet die Studie als einen Versuch, fragliche Risikofaktoren aufzuzählen, gefolgt von unerwiesenen Interventionen, die, wenn überhaupt, nur wenigen helfen könnten.