Neues Wirkprinzip bei pulmonaler arterieller Hypertonie |
Sven Siebenand |
01.10.2024 09:00 Uhr |
Die Zulassung basiert auf der randomisierten, placebokontrollierten Doppelblindstudie STELLAR mit 323 erwachsenen PAH-Patienten mit Funktionsklasse II oder III. Die Patienten setzten ihre bisherige PAH-Therapie fort und erhielten in der Phase-III-Studie über 24 Wochen entweder alle drei Wochen
Sotatercept (n = 163) oder eine Placebo-Injektion (n = 160).
Der primäre Endpunkt war die Veränderung der Sechs-Minuten-Gehstrecke gegenüber dem Ausgangswert in Woche 24. Im Sotatercept-Arm betrug die placebobereinigte mediane Veränderung gegenüber dem Ausgangswert 40,8 Meter – eine signifikante Verbesserung.
Auch bei den sekundären Endpunkten gab es Positives zu vermelden. Besonders wichtig: Die Behandlung mit Sotatercept führte im Vergleich zu Placebo zu einer Reduktion des Auftretens von Todesfällen oder klinischen Verschlechterungsereignissen um mehr als 80 Prozent. Der Behandlungseffekt des Biologikums gegenüber Placebo begann in Woche 10 und hielt für die Dauer der Studie an.
Zu den sehr häufigen beobachteten Nebenwirkungen zählen Kopfschmerz, Epistaxis, Teleangiektasie, Durchfall, Schwindel, Ausschlag und Thrombozytopenie. Bei Patienten mit einer konstanten Thrombozytenzahl unter 50 x 109/l vor Beginn der Behandlung ist Sotatercept kontraindiziert.
Frauen im gebärfähigen Alter wird ein Schwangerschaftstest vor Therapiestart empfohlen. Sie sollten während der Behandlung und für mindestens vier Monate nach der letzten Dosis eine wirksame Verhütungsmethode anwenden. Die Anwendung von Winrevair bei Schwangeren wird nicht empfohlen. Das Stillen soll während der Behandlung und für vier Monate nach der letzten Behandlungsdosis unterbrochen werden.
Das neue Medikament ist im Kühlschrank bei 2 bis 8 °C zu lagern. Die biochemische und biophysikalische Stabilität nach Rekonstitution wurde für vier Stunden bei 30 °C nachgewiesen.
Medikamente besteht nach wie vor Bedarf an neuen Therapieoptionen bei PAH. Der neue Wirkstoff Sotatercept ist eindeutig bei den Sprunginnovationen einzuordnen. Dies liegt einerseits an dem neuen Wirkmechanismus. Es handelt sich um den ersten Aktivin-Signalweg-Inhibitor für die PAH-Therapie. Es wird angenommen, dass das Biologikum die der PAH zugrunde liegende Gefäßproliferation modulieren kann. Das ist etwas Neues und Innovatives. Sotatercept hat das Potenzial, die Therapie vieler PAH-Patienten zu verbessern und die Krankheitslast zu reduzieren.
Die Zulassungsstudie STELLAR zeigte, dass die Add-on-Therapie mit Sotatercept für die Patienten durchaus einiges bringen kann. Der primäre Endpunkt wurde mit Signifikanz erreicht. Der Behandlungseffekt war dabei auch in den verschiedenen untersuchten Subgruppen konsistent. Zudem gab es bei den sekundären Endpunkten Vorteile. Zu betonen ist in diesem Zusammenhang besonders der Vorteil im Vergleich zu Placebo bei den aufgetretenen Todesfällen oder den klinischen Verschlechterungsereignissen im Verlauf der Studie.
Eine bislang noch weitgehend offene Frage lautet: Wann ist der richtige Zeitpunkt für den Beginn der Behandlung mit Sotatercept? In der STELLAR-Studie hatten zum Beispiel rund 60 Prozent der Patienten kein parenterales Prostazyklin in ihrer Backgroundtherapie. Würden sie durch Hinzunahme von Prostazyklin eine weitere Verbesserung erfahren oder könnte Sotatercept dieses Ziel sogar auch allein erreichen? Studien wie HYPERION und ZENITH bringen zukünftig hoffentlich Licht ins Dunkel. Zudem bleiben auch Fragen bezüglich der langfristigen Wirksamkeit und Sicherheit von Sotatercept noch offen. Antworten soll die SOTERIA-Studie liefern.
Sven Siebenand, Chefredakteur