Neues Haarwuchsmittel zugelassen |
Kerstin A. Gräfe |
20.09.2023 16:00 Uhr |
Kreisrunder Haarausfall tritt stellenweise am Kopf oder am ganzen Körper auf. / Foto: Adobe Stock/Alex Papp
Kreisrunder Haarausfall (Alopecia areata) ist eine Autoimmunerkrankung, die gegen den tiefen Anteil der Haarwurzel gerichtet ist. Dieser wird zerstört und infolgedessen fallen die betroffenen Haare aus und können nicht mehr gebildet werden. Die Erkrankung betrifft Menschen in jedem Alter; schätzungsweise 20 Prozent der Patienten werden vor dem 18. Lebensjahr diagnostiziert. Obwohl es sich um eine harmlose Erkrankung handelt, geht sie oft mit einer hohen Beeinträchtigung der Lebensqualität einher.
Mittel der Wahl sind topische oder intrakutan applizierte Corticoide. Zur systemischen Behandlung von fortgeschrittenen Stadien ist seit vergangenem Jahr der Januskinase-Hemmer Baricitinib (Olumiant®) verfügbar. Mit Ritlecitinib (Litfulo™ 50 mg Hartkapseln, Pfizer) ist nun eine weitere Option zur Behandlung von schwerer Alopecia areata zugelassen worden. Der neue Wirkstoff kommt anders als Baricitinib, das nur für erwachsene Patienten bestimmt ist, bereits ab einem Alter von zwölf Jahren zum Einsatz.
Ritlecitinib hemmt irreversibel und selektiv die Januskinase 3 (JAK3). Zudem inhibiert der Wirkstoff Enzyme aus der Familie der TEC-Kinasen. Sowohl JAK3- als auch TEC-vermittelte Signalwege scheinen an der Pathogenese der Alopecia areata beteiligt zu sein. Die genaue Pathophysiologie ist noch unverstanden.
Basis der Zulassung ist die Phase-IIb/III-Studie ALLEGRO mit 718 Patienten ab zwölf Jahren mit einem Kopfhaarverlust von mindestens 50 Prozent. Sie erhielten über 24 Wochen verschiedene Dosierungen von Ritlecitinib oder Placebo. Die Dosierungen reichten dabei von 10 mg über 24 Wochen bis zu 200 mg als Ladedosis für die ersten vier Wochen gefolgt von 50 mg täglich. An diese Phase schloss sich eine Verlängerung von weiteren 24 Wochen an, in der die Behandlung in den Wirkstoffgruppen fortgesetzt wurde und die Teilnehmenden der Placebogruppe auf Ritlecitinib umgestellt wurden.
Als primärer Endpunkt war die Rate an Patienten definiert, die in Woche 24 einen SALT-Score (Severity of Alopecia Tool) von ≤ 10 erreichten. Das entspricht einer mindestens 90-prozentigen Bedeckung der Kopfhaut mit Haaren. 13,4 Prozent der Patienten, welche die nun zugelassene Dosis von täglich 50 mg Ritlecitinib eingenommen hatten, erreichten den primären Endpunkt verglichen mit 1,5 Prozent in der Placebogruppe. Zu den häufigsten unerwünschten Wirkungen gehörten Kopfschmerz, Durchfall, Akne, Hautausschlag und Urtikaria.