Neues Antiestrogen bei Brustkrebs |
Sven Siebenand |
26.07.2023 16:00 Uhr |
Fast 150.000 Frauen pro Jahr sterben allein in Europa an Brustkrebs. / Foto: Adobe Stock/Siam
Der Ratschlag des EMA-Gremiums sieht vor, das Elacestrant-haltige Präparat Orserdu® zuzulassen für die Behandlung von Frauen nach der Menopause und Männern jeweils mit Estrogenrezeptor-positivem (ER+), HER2-negativem (HER2-), lokal fortgeschrittenem oder metastasiertem Brustkrebs mit einer aktivierenden ESR1-Mutation, bei denen die Krankheit nach mindestens einer endokrinen Therapielinie einschließlich eines CDK-4/6-Inhibitors fortgeschritten ist. Es wäre hierzulande die erste Therapie, die speziell für die Behandlung von ER+, HER2- Tumoren, die ESR1-Mutationen aufweisen, angezeigt ist.
ESR1-Mutationen sind erworbene Mutationen, die sich als Folge einer endokrinen Therapie entwickeln und bei bis zu 40 Prozent der Patientinnen und Patienten mit ER+ und HER2- metastasiertem Brustkrebs auftreten. ESR1-Mutationen sind eine bekannte Ursache für die Resistenz gegen endokrine Standardtherapien, und bisher waren die Tumore, die diese Mutationen aufweisen, schwierig zu behandeln.
Wie Fulvestrant bindet auch Elacestrant an den Estrogenrezeptor-α (ERα) und blockiert ihn damit für die natürliche Ligandenbindung. Zudem führt das Andocken dazu, dass die Rezeptordichte herunterreguliert wird. Damit ist das Antiestrogen in der Lage, die Signalübertragung über den Rezeptor auszubremsen und schließlich das Wachstum ERα-positiver Brustkrebszellen zu hemmen, einschließlich solcher, die ESR1-Mutationen tragen. Anders als Fulvestrant kann Elacestrant oral eingenommen werden und soll in Form von 86- und 345-mg-Filmtabletten auf den Markt kommen.
Wie die Menarini Group mitteilt, sind Daten der Phase-III-Studie Emerald Basis für die Zulassungsempfehlung des neuen Antiestrogens. Diese zeigten demnach ein statistisch signifikantes längeres progressionsfreies Überleben (PFS) mit Elacestrant im Vergleich zur Standardtherapie, das heißt einer zugelassenen endokrinen Monotherapie nach Wahl des Studienleiters. Riesig war der Vorteil allerdings nicht: In der Gruppe der Patientinnen und Patienten, deren Tumore ESR1-Mutationen aufwiesen, erzielte Elacestrant ein medianes PFS von 3,8 Monaten gegenüber 1,9 Monaten unter SOC. Die häufigsten Nebenwirkungen des Grades ≥ 3 von Elacestrant waren Übelkeit, erhöhte Leberwerte, Anämie, Rücken- und Knochenschmerzen.
Elacestrant wird derzeit in weiteren klinischen Studien zur Behandlung von metastasierendem Brustkrebs untersucht, allein oder in Kombination mit anderen Therapien. Zudem ist geplant, den Wirkstoff auch bei Brustkrebs im Frühstadium zu testen.