Pharmazeutische Zeitung online Avoxa
whatsApp instagram facebook bluesky linkedin xign
Seltene Bluterkrankung

Neuer Therapieansatz mit SYK-Inhibitor

Mit Fostamatinib ist seit Juli 2020 ein erster SYK (Milz-Tyrosinkinase)-Inhibitor zur Behandlung der chronischen Immunthrombozytopenie verfügbar. Eingesetzt werden darf er bei Betroffenen, die gegenüber anderen Behandlungsarten therapieresistent sind.
AutorKontaktKerstin A. Gräfe
Datum 06.08.2020  07:00 Uhr

In Deutschland sind etwa 16.000 Menschen von chronischer Immunthrombozytopenie (ITP) betroffen. Bei diesen Patienten greift das Immunsystem die körpereigenen Blutplättchen an. Häufige Symptome sind übermäßige Blutergüsse und Blutungen. Betroffene leben mit einem erhöhten Risiko für schwere Blutungsereignisse, die zu schweren medizinischen Komplikationen oder sogar zum Tod führen können.

Zu den derzeitigen Therapien gehören zum Beispiel Steroide, die Förderung der Blutplättchenproduktion (TPOs) und die Splenektomie. Fostamatinib (Tavlesse® 100 und 150 mg Filmtabletten, Grifols) ist ein Prodrug. Der Hauptmetabolit R406 blockiert die Aktivität des Enzyms Milz-Tyrosinkinase (SYK). SYK ist ein Signaltransduktionsmodulator und spielt eine wichtige Rolle bei der Aktivierung des Immunsystems in Makrophagen, Neutrophilen sowie Mast- und B-Zellen. R406 hemmt die Signaltransduktion der B-Zell-Rezeptoren sowie der Fc-aktivierenden Rezeptoren und reduziert die durch Antikörper vermittelte Zerstörung der Thrombozyten.

Individuelle Dosierung

Die Dosierung von Fostamatinib richtet sich nach der Thrombozytenzahl des Patienten und muss individuell abgestimmt werden. Es sollte die niedrigste Dosis verwendet werden, um eine Thrombozytenzahl von mindestens 50.000/µl zu erzielen und beizubehalten. Die Dosisanpassungen basieren auf dem Ansprechen der Thrombozytenzahl und der Verträglichkeit.

Die empfohlene orale Anfangsdosis beträgt zweimal täglich 100 mg. Nach der Ersteinnahme kann die Dosis nach vier Wochen basierend auf der Thrombozytenzahl und der Verträglichkeit auf 150 mg zweimal täglich erhöht werden. Eine tägliche Gesamtdosis von 300 mg darf nicht überschritten werden. Steigt die Blutplättchenzahl nicht ausreichend an, wird die Behandlung nach zwölf Wochen abgebrochen.

Bei mit Fostamatinib behandelten Patienten wurde ein erhöhter Blutdruck beobachtet. Er muss deshalb alle zwei Wochen überwacht werden, bis er stabil ist, danach monatlich. Zudem traten leichte bis mittelstarke Erhöhungen der Leberenzyme ALT und AST auf. Es wird empfohlen, die Werte monatlich zu überprüfen.

Zu den häufigsten Nebenwirkungen zählt Durchfall; bei 1 Prozent der Patienten trat ein schwerwiegender Durchfall auf. Die Patienten sollten dahingehend überwacht und früh nach dem Auftreten von Symptomen mittels unterstützender Maßnahmen wie Ernährungsumstellung, Flüssigkeitszufuhr und/oder Arzneimittel gegen Durchfall behandelt werden. Des Weiteren wurden in den Studien vermehrt Neutropenien gemeldet. Die absolute Neutrophilenzahl sollte monatlich überwacht werden. Da Patienten mit Neutropenie anfälliger für Infektionen sein können und diese unter Fostamatinib verstärkt auftraten, sollten die Patienten diesbezüglich überwacht werden.

Vorsicht bei CYP3A4-Induktoren und -Inhibitoren

Die gleichzeitige Einnahme von Fostamatinib mit starken CYP3A4-Induktoren wird nicht empfohlen, da sie den Blutspiegel des aktiven Hauptmetaboliten senkt, sodass die Wirksamkeit verringert ist. Entsprechendes gilt für die gleichzeitige Anwendung von starken CYP3A4-Inhibitoren, da dadurch die Blutspiegel von R406 steigen und somit das Risiko für Nebenwirkungen. Fostamatinib kann bei gleichzeitiger Gabe den Wirkspiegel von Arzneimitteln, die Substrat von CYP3A4, BCRP oder P-gp sind, erhöhen.

Da sich die SYK-Hemmung potenziell auf die Thrombozytenaggregation auswirken kann, sollte die antikoagulierende Wirkung gegebenenfalls überwacht werden, wenn Antikoagulanzien mit einem engen therapeutischen Index zusammen mit Fostamatinib verabreicht werden.

Frauen dürfen den Kinasehemmer während der Schwangerschaft nicht einnehmen. Das Stillen sollte während der Behandlung mit Fostamatinib und mindestens einen Monat lang nach der letzten Dosis unterbrochen werden. Frauen im gebärfähigen Alter müssen während der Behandlung und für mindestens einen Monat nach der letzten Dosis eine effektive Verhütung anwenden.

Stabiles Ansprechen der Thrombozyten

Die Zulassung basiert auf den Daten zweier randomisierter, doppelblinder, placebokontrollierter Phase-III-Studien (NCT02077192 und NCT020771928) an 150 Patienten mit therapieresistenter ITP. Diese erhielten randomisiert im Verhältnis 2 zu 1 entweder Fostamatinib oder Placebo über einen Zeitraum von 24 Wochen. Primärer Endpunkt war das stabile Thrombozytenansprechen (mindestens 50.000/µl bei mindestens vier von sechs Besuchen zwischen den Wochen 14 und 24).

Bei den meisten Respondern (11 von 17) wurde innerhalb von sechs Wochen eine anfängliche therapeutische Reaktion (Thrombozytenzahl ≥ 50.000/µl) beobachtet und innerhalb von zwölf Wochen bei allen stabilen Respondern. Unter den Patienten, die stabile Responder waren, erhöhte sich die mediane Thrombozytenzahl auf 95.000/µl mit einer maximalen Anzahl von 150.000/µl. Eine Rettungstherapie war bei 30 Prozent der Patienten in der Fostamatinib-Gruppe und bei 45 Prozent der Patienten in der Placebogruppe erforderlich.

Häufige Nebenwirkungen (≥ 5 Prozent und häufiger als Placebo) waren Durchfall, Bluthochdruck, Übelkeit, Schwindel, ALT und AST erhöht, Atemwegsinfektionen, Ausschlag, Bauchschmerzen, Müdigkeit, Brustschmerzen und Neutropenie.

Frag die KI
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
 
FAQ
BETA
Menü
Zeit
SENDEN
Wie kann man die CAR-T-Zelltherapie einfach erklären?
Warum gibt es keinen Impfstoff gegen HIV?
Was hat der BGH im Fall von AvP entschieden?
Zeit
GESAMTER ZEITRAUM
3 JAHRE
1 JAHR
Senden
SENDEN
KI
IHRE FRAGE WIRD BEARBEITET ...
KI
KI
UNSERE ANTWORT
QUELLEN
22.01.2023 – Fehlende Evidenz?
LAV Niedersachsen sieht Verbesserungsbedarf
» ... Frag die KI ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln. ... «
Ihr Feedback
War diese Antwort für Sie hilfreich?
 
 
FEEDBACK SENDEN
FAQ
Was ist »Frag die KI«?
»Frag die KI« ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums versehen, in denen mehr Informationen zu finden sind. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung verfolgt in ihren Artikeln das Ziel, kompetent, seriös, umfassend und zeitnah über berufspolitische und gesundheitspolitische Entwicklungen, relevante Entwicklungen in der pharmazeutischen Forschung sowie den aktuellen Stand der pharmazeutischen Praxis zu informieren.
Was sollte ich bei den Fragen beachten?
Damit die KI die besten und hilfreichsten Antworten geben kann, sollten verschiedene Tipps beachtet werden. Die Frage sollte möglichst präzise gestellt werden. Denn je genauer die Frage formuliert ist, desto zielgerichteter kann die KI antworten. Vollständige Sätze erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer guten Antwort.
Wie nutze ich den Zeitfilter?
Damit die KI sich bei ihrer Antwort auf aktuelle Beiträge beschränkt, kann die Suche zeitlich eingegrenzt werden. Artikel, die älter als sieben Jahre sind, werden derzeit nicht berücksichtigt.
Sind die Ergebnisse der KI-Fragen durchweg korrekt?
Die KI kann nicht auf jede Frage eine Antwort liefern. Wenn die Frage ein Thema betrifft, zu dem wir keine Artikel veröffentlicht haben, wird die KI dies in ihrer Antwort entsprechend mitteilen. Es besteht zudem eine Wahrscheinlichkeit, dass die Antwort unvollständig, veraltet oder falsch sein kann. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung übernimmt keine Verantwortung für die Richtigkeit der KI-Antworten.
Werden meine Daten gespeichert oder verarbeitet?
Wir nutzen gestellte Fragen und Feedback ausschließlich zur Generierung einer Antwort innerhalb unserer Anwendung und zur Verbesserung der Qualität zukünftiger Ergebnisse. Dabei werden keine zusätzlichen personenbezogenen Daten erfasst oder gespeichert.
THEMEN
Frauen

Mehr von Avoxa