Neuer Nullretax-Anlauf über das ApoRG? |
Cornelia Dölger |
15.10.2024 15:36 Uhr |
Wichtige apothekerliche Leistungen wie Rezeptur und Betäubungsmittelabgabe würden in »Apotheken ohne Apotheker« wegfallen, kritisierte die FDP-Abgeordnete Kristine Lütke beim AByou-Talk. / © Screenshot: PZ
Über das Schicksal des geplanten Apotheken-Reformgesetzes (ApoRG) lässt sich viel spekulieren. Auf den Kabinettstisch werden es die Pläne in ihrer jetzigen Form aber wohl nicht schaffen, so viel hat Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) vorige Woche beim Apothekertag in München eingeräumt. Ob das Gesetz dann mit Änderungen kommt oder überhaupt nicht, ist aber unklar.
Beim AByou-Talk gestern Abend skizzierte die FDP-Bundestagsabgeordnete Kristine Lütke ihre Einschätzung zu den Plänen. Zentralen Inhalten des ApoRG erteilte Lütke, die in ihrer Fraktion für Apothekenthemen zuständig ist, eine klare Absage. »Apotheken ohne Apotheker« lehne sie ab. Wichtige apothekerliche Leistungen wie Rezeptur und Betäubungsmittelabgabe würden in »Apotheken ohne Apotheker« wegfallen oder stark eingeschränkt werden. »Dies würde das auch das Vertrauen in die Apotheken schwächen.«
Andererseits: Telepharmazie gehöre »schon mit dazu«, so Lütke weiter. Sie sehe das Thema aber umfassender und technologieoffener, als im ApoRG skizziert. Apothekerliche Beratung könne auch ohne physische Präsenz der Kunden in der Apotheke stattfinden – und dennoch hochwertig sein. Wichtig sei, die Approbierten in die Definition der Telepharmazie mit einzubinden.
Sollte das ApoRG doch komplett unter den Tisch fallen, wäre dies allerdings erst einmal hintangestellt – ebenso wie weitere Ansätze in dem Gesetz wie die Wiederfreigabe von Skonti. Auf Nachfrage aus dem Teilnehmerkreis skizzierte Lütke, welche Aspekte im ApoRG sie darüber hinaus zielführend findet, etwa die vereinfachte Anerkennung ausländischer Abschlüsse oder den Ausbau der pharmazeutischen Dienstleistungen (pDL).
Das ApoRG wäre demnach zudem ein gutes Trägergesetz für eine weitergehende Nullretax-Regelung, schlug Lütke vor. Dafür gebe es zwar gute Ansätze, aber diese ließen sich in der Praxis nicht gut umsetzen, so Lütke mit Bick auf das im Juli 2023 in Kraft getretene Lieferengpassgesetz (ALBVVG), das Nullretaxe einschränkt. Kritiker halten die Regelung für zu lasch; sie biete keinen sicheren Schutz für Apotheken. »Das wäre der Wermutstropfen, wenn das Gesetz wegfallen würde«, so Lütke.
In puncto Vergütung schlug die Liberale einen weiteren Bogen. Dass das Apothekenhonorar seit Jahren nicht erhöht wurde, das sei definitiv ein Versäumnis. Allerdings müssten vor dem Hintergrund der angespannten Finanzlage der Kassen auch andere Bereiche des Gesundheitswesens mitgedacht werden. Strukturreformen seien in vielen Sektoren nötig.
Was tun gegen den Fachkräftemangel? Hier müssten neue Zugangswege geschaffen werden, um den Arbeitsplatz Apotheke attraktiver zu machen, forderte Lütke. Freilich spiele die Vergütung in dieser Frage eine Rolle, aber nicht nur die. Wichtig sei auch die Kompetenzerweiterung. Hier kann sich die FDP-Politikerin im Rahmen der pDL mehr Präventionsangebote in Apotheken vorstellen, aber auch mehr Diagnostik.