Neuer Kinasehemmer auf dem Markt |
Kerstin A. Gräfe |
04.07.2024 07:00 Uhr |
Die bedingte Zulassung basiert auf den Daten der offenen Phase-II-Studie FOENIX-CCA2 an 103 teils intensiv vorbehandelten Patienten mit inoperablem, lokal fortgeschrittenem oder metastasiertem intrahepatischen Gallengangskarzinom mit FGFR2-Fusion oder -Rearrangement. Alle Patienten erhielten täglich 20 mg Futibatinib bis zum Progress oder Auftreten einer intolerablen Toxizität. Der primäre Endpunkt war die objektive partielle oder vollständige Ansprechrate.
Insgesamt zeigten 43 Patienten (42 Prozent) ein Therapieansprechen (ein Patient wies ein komplettes Ansprechen auf), wobei die mittlere Ansprechendauer bei 9,7 Monaten lag und über alle Patientensubgruppen gleich war.
Die häufigsten behandlungsbedingten Nebenwirkungen waren Hyperphosphatämie (89,7 Prozent der Behandelten), Erkrankungen der Nägel (44,1 Prozent), Obstipation (37,2 Prozent), Alopezie (35,2 Prozent), Durchfall (33,8 Prozent), Mundtrockenheit (31,0 Prozent), Ermüdung (31,0 Prozent), Übelkeit (28,3 Prozent), trockene Haut (27,6 Prozent), erhöhte Aspartattransaminase (26,9 Prozent), Abdominalschmerz (24,8 Prozent), Stomatitis (24,8 Prozent), Erbrechen (23,4 Prozent), Arthralgie (21,4 Prozent) und verminderter Appetit (20 Prozent).
Zur Therapie des Cholangiokarzinoms gibt es einen Bedarf an weiteren Wirkstoffen. Bereits im Jahr 2021 kam mit Pemigatinib eine zielgerichtete Therapie für diesen Tumor auf den Markt. Zum Einsatz kommen darf sie nur in der Zweitlinie und wenn eine FGFR2-Fusion oder -Umlagerung nachgewiesen ist. Eine solche liegt aber längst nicht bei allen Patienten vor.
Das nun im Juni 2024 auf dem Markt eingeführte Futibatinib hat das identische Anwendungsgebiet wie Pemigatinib. Zudem hat der Neuling einen sehr ähnlichen Wirkmechanismus. Neben den Isoformen 1, 2 und 3 hemmt er die Isoform 4 von FGFR. Zudem ist er anders als Pemigatinib ein kovalenter irreversibler FGFR-Hemmer. Dadurch könnten möglicherweise mutationsbedingte Resistenzen überwunden werden. Das muss sich aber in größeren Untersuchungen noch bestätigen.
Futibatinib ist somit vorläufig als Analogpräparat einzuschätzen. Für dieses Votum spricht ferner die Tatsache, dass Futibatinib und Pemigatinib sich im indirekten Vergleich auch hinsichtlich der objektiven Ansprechraten und der Dauer des Ansprechens nicht wesentlich unterscheiden. Auch die Publikation einer Arbeit im »Journal of Clinical Oncology«, die einen indirekten Vergleich der beiden Kinasehemmer vorgenommen hat, kommt zu dieser Einschätzung. Ein direkter Vergleich in einer randomisierten Studie wäre wünschenswert.
Sven Siebenand, Chefredakteur