Neuer Aufschwung für die Pharmaindustrie? |
Lukas Brockfeld |
05.06.2025 13:30 Uhr |
Das Entlastungspaket der Bundesregierung könnte auch der deutschen Pharmaindustrie helfen. Doch die ersten Reaktionen der Branche fallen gemischt aus. So erklärte Claus Michelsen, Chefvolkswirt des Verbands Forschender Arzneimittelhersteller (vfa), auf Nachfrage der PZ, dass er in dem Gesetz einen »notwendiger erster Impuls« für die deutsche Wirtschaft sehe, dessen Wirkung jedoch erst mittelfristig eintreten dürfte.
»Es verspricht spürbare Entlastungen für Unternehmen und soll über steuerliche Anreize Investitionen fördern sowie die Wettbewerbsfähigkeit stärken. Kurzfristig ist eine moderat höhere Wirtschaftsleistung von bis zu vier Zehntel Prozent möglich, sofern die Rahmenbedingungen stimmen. Langfristig dürfte sich insbesondere die Förderung von Forschung und Entwicklung bemerkbar machen und positive Investitionsanreize setzen, während Maßnahmen wie die Sonderabschreibung für E-Autos eher kurzfristige Effekte entfalten«, erklärte der Ökonom.
Der Erfolg des Maßnahmenpakets hängt laut Michelsen wesentlich davon ab, ob die durch das Programm gewonnenen fiskalischen Spielräume strategisch klug für Infrastruktur, Digitalisierung und regionale Transformation genutzt werden.
Auch Dorothee Brakmann, Geschäftsführerin von Pharma Deutschland, begrüßt die aus ihrer Sicht dringend erforderliche Initiative der Bundesregierung. »Insbesondere die geplante Anpassung der steuerlichen Forschungszulage ist aus der Perspektive der forschungsintensiven Pharmabranche ein grundsätzlich positives Signal. Die Erhöhung der Bemessungsgrundlage von 10 auf 12 Millionen Euro sowie die Berücksichtigung von Gemein- und Betriebskosten über einen pauschalen Abschlag von 20 Prozent sind erste sinnvolle Schritte, um die Attraktivität der Forschungsförderung zu erhöhen und den Zugang zu erleichtern«, erklärte Brakmann auf Nachfrage der PZ.
Doch der Verband sieht in dem Ausschluss vieler international tätiger Pharmaunternehmen von der Forschungszulage ein Problem. Laut dem Gesetzentwurf ist nur eigenbetriebliche Forschung in Deutschland förderfähig. »Dies führt dazu, dass Unternehmen mit zentralisierter IP- und Forschungsstruktur, deren deutsche Gesellschaften im Rahmen von konzerninterner Auftragsforschung tätig sind, derzeit nicht antragsberechtigt sind – selbst wenn die Forschung physisch, personell und inhaltlich in Deutschland stattfindet«, so Brakmann.
Pharma Deutschland schlägt daher vor, die Forschungszulage für Auftragsforschung innerhalb von Unternehmensgruppen zu öffnen, sofern die Forschung nachweislich in Deutschland stattfindet.
Der Verband Pro Generika sieht in dem Investitionsprogramm keine Vorteile für die Versorgungssicherheit mit Generika. »Zunächst muss politisch entschieden werden, bei welchen Arzneimitteln Deutschland beziehungsweise Europa unabhängiger werden wollen von China. Dazu muss es dann entsprechende Investitionszuschüsse geben. Vor allem aber muss die Produktion vieler Generika für Unternehmen wieder wirtschaftlich werden. Ansonsten gibt es für die Unternehmen keine Anreize, diese lebenswichtigen Arzneimittel zu produzieren – und sie ziehen sich aus dem Markt zurück«, erklärte eine Sprecherin auf Nachfrager der PZ. Bislang sei noch kein entsprechendes Gesetz in Arbeit.