Neuer Antikörper bei Neurodermitis |
Kerstin A. Gräfe |
03.01.2024 07:00 Uhr |
Neurodermitis-Haut ist oft gerötet,trocken, schuppig und juckt. Zur Behandlung von moderaten bis schweren Formen der Erkrankung ist mit dem Antikörper Lebrikizumab eine neue Therapieoption hinzugekommen. / Foto: Getty Images/Eik Scott
Atopische Dermatitis (AD), auch atopisches Ekzem oder Neurodermitis genannt, ist eine immunvermittelte, chronische beziehungsweise chronisch-rezidivierende entzündliche Erkrankung. Die Haut der Patienten zeigt rote Flecken und ist trocken, rissig oder schuppig. Zudem kommt es zu starkem Juckreiz, der besonders nachts auftritt.
Maßgeblich beteiligt an der AD-Pathogenese ist unter anderem Interleukin 13 (IL-13). In der Haut von Betroffenen finden sich erhöhte Konzentrationen des Zytokins. Es fördert die zugrunde liegende Typ-2-Inflammation, die zu einer Dysfunktion der Hautbarriere sowie zu Juckreiz, Hautverdickung und Infektionen führen kann.
Der neue Antikörper Lebrikizumab (Ebglyss® 250 mg Injektionslösung in einer Fertigspritze/im Fertigpen, Almirall) bindet mit hoher Affinität an IL-13 und hemmt so die IL-13-Signalübertragung über den heterodimeren Rezeptorkomplex IL-4-Rezeptor-α/IL-13-Rezeptor-α1. Mit dem IL-13-Antikörper Tralokinumab (Adtralza®) gibt es bereits seit 2021 ein zugelassenes Präparat, das dieses Target adressiert. Lebrikizumab soll anders als Tralokinumab den körpereigenen Abbau von IL-13 über den IL-13-Rezeptor-α2 nicht behindern. Ob dies klinisch relevant ist, lässt sich mangels Vergleichsstudien nicht beurteilen.
Ebglyss wird angewendet zur Behandlung von mittelschwerer bis schwerer atopischer Dermatitis bei Erwachsenen und Jugendlichen ab zwölf Jahren mit einem Körpergewicht von mindestens 40 kg, die für eine systemische Therapie infrage kommen.
Die empfohlene Dosis ist 500 mg (zwei 250-mg-Injektionen) jeweils in Woche 0 und Woche 2, gefolgt von 250 mg, die alle zwei Wochen bis Woche 16 verabreicht werden. Bei Patienten, die nach 16 Wochen Behandlung kein klinisches Ansprechen gezeigt haben, ist ein Abbruch zu erwägen. Einige Patienten mit einem anfänglich partiellen Ansprechen können aber von einer fortgesetzten Behandlung (alle zwei Wochen) bis zu Woche 24 profitieren. Sobald ein klinisches Ansprechen erreicht ist, beträgt die empfohlene Erhaltungsdosis von Lebrikizumab 250 mg alle vier Wochen.
Der Antikörper kann mit oder ohne topische Corticoide (TCS) angewendet werden. Topische Calcineurin-Inhibitoren können ebenfalls zum Einsatz kommen, sollten aber auf die Problemzonen wie Gesicht, Hals, intertriginöse Bereiche (zum Beispiel in der Achselhöhle) und Genitalbereich beschränkt bleiben.
Lebrikizumab wird subkutan in den Oberschenkel oder Bauch gespritzt. Wenn eine andere Person die Injektion verabreicht, kann sie auch in den Oberarm erfolgen. Bei jeder Gabe ist die Injektionsstelle zu wechseln. Der Antikörper sollte nicht in Hautbereiche injiziert werden, die berührungsempfindlich oder geschädigt sind beziehungsweise blaue Flecken oder Narben aufweisen.