Neuer Angiogenese-Hemmer in Sicht |
Kerstin A. Gräfe |
03.05.2024 12:00 Uhr |
Über Gefäßneubildung stellen Tumoren ihre Versorgung mit Sauerstoff und Nährstoffen sicher. Diesen Weg zu kappen, ist ein bewährtes Therapieprinzip vieler Arzneistoffe. Auch der Neuling Fruquintinib greift hier ein. / Foto: Getty Images/Andrea Danti
Darmkrebs (kolorektales Karzinom, CRC) ist eine Krebserkrankung des Dickdarms (Kolon) und des Mastdarms (Rektum). In deutschsprachigen Ländern ist das CRC der dritthäufigste Tumor bei Männern und der zweithäufigste bei Frauen. Während in frühen Stadien eine Chance auf Heilung besteht, ist die Lebenserwartung bei metastasierten Tumoren eher begrenzt. Für mehrfach vortherapierte Patienten mit metastasierendem CRC (mCRC) stehen oft nur noch nicht selektive Behandlungsoptionen zur Verfügung. Neue Therapien werden daher dringend benötigt.
Fruquintinib (Fruzaqla®, Takeda) ist ein hochselektiver, oraler Tyrosinkinase-Inhibitor der vaskulären endothelialen Wachstumsfaktoren VEGFR-1, -2, und -3. Letztere spielen beim Wachstum von Blutgefäßen in Tumoren eine Rolle. Werden sie blockiert, wird die Bildung neuer Blutgefäße (Angiogenese) unterdrückt und das Tumorwachstum gehemmt.
Fruzaqla ist indiziert für erwachsene Patienten mit mCRC, die zuvor mit verfügbaren Standardtherapien, einschließlich Fluoropyrimidin-, Oxaliplatin- und Irinotecan-basierten Chemotherapien, Anti-VEGF- und Anti-EGFR-Therapien, behandelt wurden und bei denen der Tumor unter einer Behandlung mit Trifluridin-Tipiracil oder Regorafenib fortgeschritten ist oder wenn die Patienten diese nicht vertragen.
Die Zulassungsempfehlung basiert auf der Phase-III-Studie FRESCO-2, die in den USA, Europa, Japan und Australien durchgeführt wurde. Die 691 Teilnehmenden (darunter 19 aus Deutschland) waren im Durchschnitt mit mehr als vier Therapien vorbehandelt worden und wiesen eine Tumorprogression auf. Sie erhielten nach einer 2:1-Randomisierung zusätzlich zur bestmöglichen Supportivtherapie entweder Fruquintinib oder Placebo. Primärer Endpunkt war das Gesamtüberleben.
Nach knapp einem Jahr Nachbeobachtungzeit wurde dieses unter dem neuen Angiogenese-Inhibitor signifikant von durchschnittlich 4,8 Monaten (Placebo) auf 7,4 Monate verlängert. Dies entspricht einer um 34 Prozent reduzierten Sterberate.
63 Prozent der mit Fruquintinib-behandelten Patienten und 50 Prozent der Placebogruppe entwickelten Nebenwirkungen von Grad 3 oder darüber. Am häufigsten traten Hypertonie (13,6 Prozent versus 0,9 Prozent), Asthenie (7,7 Prozent versus 3,9 Prozent) und das Hand-Fuß-Syndrom (6,4 Prozent versus 0 Prozent) auf.