Neuentwicklungen bei Impfstoffen und Antibiotika |
Grundsätzlich stellten Adjuvanzien ein wichtiges Hilfsmittel zur Erhöhung der Wirksamkeit von Impfstoffen dar, so Wagner weiter. Sie kommen bei ansonsten nur schwach immunogenen oder bei hochgereinigten oder exprimierten (Einzel-)Antigenen zum Einsatz. Sie können aber auch die Steuerung der Art der Immunantwort beeinflussen oder zur Einsparung von Antigenen beitragen, wenn nur begrenzt Impfstoff zur Verfügung steht.
Weitere, neue Adjuvanzien seien daher ebenso Gegenstand der aktuellen Forschung wie neuartige Impfstoffe gegen neue Erreger, zum Beispiel RSV oder MPV, aber auch therapeutische Hepatitis-B-Impfstoffe, schloss Wagner. Darüber hinaus werden neue Impfstoffe auf Basis der mRNA-Technologie erwartet sowie neue Applikationswege wie nasale Impfstoffe oder Impfstoff-Pflaster.
Antibiotika-Resistenzen sind ein ebenso altes wie aktuelles Problem, erläuterte Dr. Christiane Cuny, Robert-Koch-Institut in Wernigerode. Bereits in 30.000 Jahre alter Bakterien-DNA aus Permafrostboden habe man Resistenzen gegen β-Lactam-Antibiotika, Tetracycline und Vancomycin gefunden. Heute rechnet man damit, dass im Jahr 2050 die Zahl der Todesfälle wegen Antibiotika-Resistenzen andere Todesursachen deutlich überwiegt. Denn die »Wunderwaffe« Antibiotika ist stumpf geworden: Je jünger ein Wirkstoff ist, umso rascher ließen sich Resistenzen nachweisen, so Cuny weiter.
Das Resistenzproblem resultiert dabei aus der Existenz von »Resistenzgenen« plus einem Selektionsdruck durch den Einsatz von Antibiotika. Dieser beschränkt sich nicht auf die Anwendung in der Humanmedizin, sondern findet auch in Tiermast und Tiermedizin sowie der Umwelt generell statt. Es handle sich damit um ein vielschichtiges Problem, das interdisziplinär angegangen werden müsse, so Cuny.
Das zeigt unter anderem das Beispiel EBSL (Extended Spectrum β-Lactamasen). Diese hydrolysieren neben Penicillinen auch Cephalosporine der dritten und vierten Generation. Sie gehen aus den Genen der »klassischen« Enzyme plus dem Erwerb von ESBL-Genen durch horizontalen Gentransfer von Umweltbakterien hervor.
ESBL-Enterobacteriaceae zeigen dabei eine interessante Verbreitung: So machten nosokomialen Infektionen nur rund 10 Prozent von ESBL-E. coli. Rund 9 Prozent stammten von Patienten, die bereits bei Aufnahme ins Krankenhaus (kolorektal) besiedelt waren, 8 bis 10 Prozent aus Harnwegsinfektionen. Bei Menschen außerhalb von Krankenhäusern handelte es bei 30 Prozent der Fälle um »Reisemitbringsel«. Der Anteil aus der Tiermast betrug weniger als 25 Prozent.