Neue Wirkstoffklasse wächst |
Daniela Hüttemann |
23.06.2023 17:30 Uhr |
Vorteil der neuen Gepante ist die Einnahme in Tablettenform. / Foto: Getty Images/Urbazon media
Vor einem Jahr wurde mit Rimegepant (Vydura® von Pfizer und Biohaven) der erste oral verfügbare CGRP-Blocker als klassisch chemisch-synthetischer Wirkstoff einer neuen Arzneistoffklasse, der sogenannten Gepante, zugelassen. Es ist in Deutschland allerdings noch nicht auf dem Markt. In den USA folgte in diesem März bereits Zavegepant als Nasenspray (Zavzpret™).
Der Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) der Europäischen Arzneimittelagentur EMA hat sich nun für die Zulassung von Atogepant (Aquipta® von Abbvie) ausgesprochen. Unter dem ähnlich klingenden Namen Qulipta® ist es bereits seit 2021 in den USA auf dem Markt. Atogepant ist ein oral verfügbarer Antagonist am Rezeptor für das Calcitonin Gene-Related Peptide, kurz CGRP, dessen Spiegel während Migräneattacken steigt und in der Pathophysiologie eine wichtige Rolle zu spielen scheint.
Während Rimegepant sowohl bei akuten Migräneanfällen zur Behandlung als auch zur Prophylaxe bei episodischer Migräne mit mindestens vier Migräneattacken pro Monat zugelassen ist, darf Atogepant nur zur Prävention bei Erwachsenen mit episodischer Migräne (mindestens vier Migränetagen pro Monat) oder chronischer Migräne (mindestens 15 Migränetage pro Monat) eingesetzt werden. Dazu muss Atogepant dauerhaft einmal täglich eingenommen werden. Stimmt die EU-Kommission zu, soll Aquipta in der EU in den Stärken 10 und 60 mg als Tablette auf den Markt kommen.
Die Wirksamkeit und Sicherheit wurde in zwei Phase-III-Studien namens PROGRESS und ADVANCE mit episodischer oder chronischer Migräne über eine Einnahmedauer von zwölf Wochen nachgewiesen. An der PROGRESS-Studie nahmen 778 Probanden mit chronischer Migräne teil, die entweder einmal täglich 60 mg Atogepant, zweimal täglich 30 mg Atogepant oder Placebo erhielten. Die Zahl der Migränetage ging um 6,8 unter Verum und um 5,1 unter Placebo zurück.
An der ADVANCE-Studie nahmen 910 Probanden mit vier bis 14 Migränetagen pro Monat teil. Sie bekamen einmal täglich 10, 30 oder 60 mg Atogepant oder Placebo. Unter der Höchstdosis nahm die Zahl der Migränetage um 4,1 Tage ab versus 2,5 unter Placebo. Die häufigsten Nebenwirkungen in beiden Studien waren Übelkeit, Verstopfung und Fatigue/Schläfrigkeit.