Neue Vorwürfe gegen Jens Spahn |
Alexandra Amanatidou |
24.09.2025 11:00 Uhr |
Eine Correctiv-Recherche wirft neue Vorwürfe gegen Jens Spahn (CDU) bezüglich seines Krisenmanagements während der Corona-Pandemie auf. Diesmal geht es um den unnötigen Kauf und die Entsorgung monoklonaler Antikörper. / © IMAGO/IPON
Bei den Antikörpern soll es sich um die Substanzen Bamlanivimab, Sotrovimab, Casirivimab und Imdevimab handeln. Die Arzneien, die der US-Präsident Donald Trump bekannt machte, sollten bei bereits mit Corona infizierten Personen schwere Verläufe verhindern oder mildern. Insgesamt soll das Gesundheitsministerium Dosen für 600 Millionen Euro bestellt haben. »Bekannt war bislang nur, dass Spahn im Januar 2021 monoklonale Antikörper-Arzneien für 400 Millionen Euro einkaufte. Doch hinzu kamen noch knapp 200 Millionen Euro für weitere Dosen derselben Arznei und für weitere Wirkstoffe, die die Bundesregierung bestellte«, schreibt die investigative Plattform.
Spahn soll die abgelaufenen Antikörper im Winter 2020/2021 verbrannt haben. Für die Anwendung der Arznei sollen Ärzte am Ende 450 Euro pauschal pro Therapie erhalten haben. Dennoch hätten nur wenige Ärzte sie benutzt. Denn die Wirksamkeit des Medikaments war unklar. Diese waren damals in der EU nicht zugelassen und laut Correctiv habe kein weiteres EU-Land so viel Geld für das Medikament ausgegeben wie Deutschland. Der genaue Preis für eine Dosis sei nicht bekannt, dennoch habe Eli Lilly laut Correctiv bekannt gegeben, von reichen Ländern 1.250 Dollar pro Dosis zu nehmen.
»Jeder Fachmann weiß, dass monoklonale Antikörper nur kurzfristig einsetzbar sind«, erklärt der PZ-Senior Editor Theo Dingermann gegenüber Correctiv. Spahn habe die wissenschaftlichen Warnungen ignoriert. Aktualisierte Tabellen hätten damals die Mutationen dokumentiert und gezeigt, dass ein so spezifisches Medikament kaum genutzt werden konnte. »Angesichts der kurzen Haltbarkeit hätte Spahn nur geringe Mengen kaufen dürfen«, so Dingermann.
Für die Recherche soll Correctiv unter anderem die Geschäfts- und Quartalsberichte der betroffenen Pharmaunternehmen analysiert haben, Bundestagsanfragen sowie RKI-Protokolle und gesetzliche Verordnungen zu monoklonalen Antikörpern ausgewertet haben.
Zusammen mit den umstrittenen Maskenbeschaffungen wäre dies ein weiterer Skandal um Jens Spahn. Spahn soll im Frühjahr 2020 Millionen Masken an allen üblichen Regeln vorbei beschafft haben: ohne genaue Ermittlung des Bedarfs, ohne Preisverhandlungen und folglich überteuert. Warnungen soll er ignoriert haben. Laut dem Bundesrechnungshof sind noch rund 100 Klagen von Lieferanten mit einem Gesamtstreitwert von 2,3 Milliarden Euro anhängig
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