Neue Spitze bei E-Rezept Enthusiasten |
Zur Feier seines zweijährigen Bestehens lud der Verein am Mittwochabend zu einer Diskussionsveranstaltung zum Thema »E-Rezept: Was wir gelernt haben und wohin die Reise geht« mit Susanne Ozegowksi (Bundesministerium für Gesundheit), Anke Rüdinger (Deutscher Apothekerverband), Sybille Steiner (Kassenärztliche Bundesvereinigung), Janosch Dahmen (Grüne), Erwin Rüddel (CDU) und Florian Hartge (Gematik).
V.l.n.r.: Florian Hartge (Gematik), Susanne Ozegowksi (Bundesministerium für Gesundheit), Sybille Steiner (Kassenärztliche Bundesvereinigung), Erwin Rüddel (CDU), Gudrun Kreutner-Reisinger (Moderation), Anke Rüdinger (Deutscher Apothekerverband) und Janosch Dahmen (Grüne) diskutierten über das E-Rezept. / Foto: E-Rezept Enthusiasten
Die Gäste sprachen über ihre persönlichen Erfahrungen mit den elektronischen Verschreibungen und stimmten darin überein, dass der Start des E-Rezeptes zu Jahresbeginn im Großen und Ganzen gelungen sei. Einig war man sich auch darin, dass die Digitalisierung der Rezepte dringend notwendig war.
Susanne Ozegowksi hospitierte vor Kurzem in der Notaufnahme eines Krankenhauses und erzählte: »Die Leute kamen mit Verpackungen, handgeschriebenen Zetteln oder versuchten sich einfach daran zu erinnern, was sie für Medikamente nehmen. Bei jedem dieser Patienten musste der Arzt selber herausfinden was der Patient gerade nimmt. Das ist ineffizient und vor allem ein Risiko für die Patientensicherheit.« Daher sei das E-Rezept ein großer Gewinn und müsse schnell in die EPA integriert werden.
Auch das umstrittene Card-Link-Verfahren wurde am Mittwoch diskutiert. Susanne Ozegowski betonte, dass dieser Einlöseweg allen Apotheken offen stehe. »Die ersten beiden Anbieter, die eine Zulassung erhalten haben, waren Versandapotheken. Doch es sind schon weitere Anbieter kurz davor, eine Zulassung zu beantragen.« Darunter seien auch Unternehmen, die White-Label-Lösungen für die Apotheke vor Ort entwickeln. Bald könnten diese also auch Rezepte mittels Card Link einlösen. Das Verfahren sei ohnehin nur als Übergangslösung gedacht, um die Versandhändler nicht zu benachteiligen.
Anke Rüdinger vom DAV kritisierte das Vorgehenden der Gematik trotzdem: »Wir verstehen nicht, warum die Apps hintendran nicht mehr so streng zertifiziert werden. Wir haben mit viel Geld die E-Rezept App der Gematik entwickelt und es wäre das Einfachste gewesen, die Card-Link-Funktion in diese App zu integrieren. Dann hätten wir eine sichere App für alle.« Statt einer einheitlichen Anwendung bekomme man jetzt Tausende unterschiedliche technische Lösungen.
Das E-Rezept ist nur ein Schritt in Richtung eines digitalen Gesundheitswesens. Aus den Problemen, die die digitalen Verschreibungen in den ersten Monaten hatten, lassen sich wertvolle Lektionen für weitere Projekte lernen. Sybille Steiner gab den verantwortlichen Politikern einen Rat mit: »Wir dürfen nicht einfach die analogen Prozesse digitalisieren. Wir müssen erstmal den analogen Prozess entbürokratisieren und gucken, welche Dinge man einfach nicht mehr braucht. Danach kann man digitalisieren.«
Das Papier-Rezept ist ein Auslaufmodell. Mit dem E-Rezept sollen alle Arzneimittel-Verordnungen über die Telematikinfrastruktur abgewickelt werden. Wir berichten über alle Entwicklungen bei der Einführung des E-Rezeptes. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite E-Rezept.