Neue Hoffnung bei Colitis ulcerosa |
Brigitte M. Gensthaler |
02.08.2023 07:00 Uhr |
Bauchkrämpfe, imperativer Stuhldrang und blutig-schleimige Durchfälle plagen Patienten mit Colitis ulcerosa. Betroffen sind oft Menschen zwischen 25 und 35 Jahren. / Foto: Adobe Stock/jcsmilly
Der Neuling wird angeboten als Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung (300 mg Mirikizumab); zudem wird der Hersteller eine Injektionslösung in einer Fertigspritze oder einem Fertigpen (100 mg) zeitnah in den Handel bringen. Das Präparat Omvoh® (Lilly Pharma) ist indiziert zur Behandlung von erwachsenen Patienten mit mittelschwerer bis schwerer aktiver Colitis ulcerosa, die auf eine konventionelle Therapie oder eine Biologika-Behandlung unzureichend angesprochen haben, nicht mehr darauf ansprechen oder eine Unverträglichkeit haben.
Für Mirikizumab wird ein zweistufiges Dosierungsschema empfohlen. Die Induktionsdosis beträgt jeweils 300 mg als intravenöse Infusion über mindestens 30 Minuten in den Wochen 0, 4 und 8.
Spricht der Patient darauf an, kann er nach der zwölfwöchigen Induktionsphase zur Erhaltungsdosierung wechseln. Diese beträgt 200 mg (zwei Fertigspritzen/Fertigpens) subkutan alle vier Wochen. Geschulte Patienten können sich das Medikament selbst injizieren, vorzugsweise in Bauch, Oberschenkel und Rückseite des Oberarms und jedes Mal an einer anderen Stelle.
Bei unzureichendem Ansprechen in Woche 12 kann die intravenöse Infusion mit Mirikizumab 300 mg in den Wochen 12, 16 und 20 fortgesetzt werden (erweiterte Induktionstherapie). Wird damit ein therapeutischer Nutzen erzielt, wird mit der subkutanen Erhaltungsdosis weitergemacht. Ist bis Woche 24 kein Nutzen durch Mirikizumab spürbar, wird die Therapie beendet.
Kontraindiziert ist Mirikizumab bei klinisch bedeutsamen aktiven Infektionen wie einer aktiven Tuberkulose (TB). Vor Beginn der Behandlung sollten Patienten daher auf TB untersucht und während und nach der Therapie auf Symptome einer aktiven TB überwacht werden.
Mirikizumab ist ein humanisierter monoklonaler IgG4-Antikörper gegen Interleukin-23 (Anti-IL-23), der selektiv an die p19-Untereinheit des humanen IL-23-Zytokins bindet und dessen Wechselwirkung mit seinem Rezeptor hemmt.
IL-23 ist ein regulatorisches Zytokin und beeinflusst die Differenzierung, Expansion und das Überleben von T-Zell-Untergruppen sowie von bestimmten angeborenen Immunzellen, die proentzündliche Zytokine exprimieren. Forscher hatten IL-23 als ein sehr wichtiges Protein identifiziert, das die intestinale Entzündung bei Morbus Crohn und Colitis ulcerosa triggert und unterhält . Beim Menschen kann die selektive Blockade von IL-23 die Produktion dieser Zytokine normalisieren und damit die Entzündungsprozesse zurückdrängen.
Mirikizumab ist nicht der erste Antikörper bei Colitis ulcerosa. Zugelassen ist auch Ustekinumab, das neben IL-23 noch IL-12 hemmt. Selektive IL-23-Hemmer wie Risankizumab und Guselkumab sind bislang nur zur Behandlung des Morbus Crohn zugelassen.