Neue Datenbank berücksichtigt pharmakogenetische Risiken |
Laura Rudolph |
28.02.2023 14:00 Uhr |
Ein neues Risikosystem könnte zukünftig nicht nur vor klassischen Wechselwirkungen zwischen Wirkstoffen sondern auch vor Arzneistoff-Gen-Wechselwirkungen warnen. / Foto: Getty Images/Andrew Brookes
Jedes Jahr sterben schätzungsweise 197.000 Menschen in Europa an unerwünschten Arzneimittelwirkungen. Um die Anwendung von Arzneimitteln sicherer zu machen, entwickelt die Universität des Saarlandes zusammen mit dem Fraunhofer-Institut für Biomedizinische Technik (IBMT) in Sulzbach zusammen mit zehn weiteren akademischen Projektpartnern eine neue Datenbank.
Das Risikosystem »SafePolyMed - Improving Safety in Polymedication by Managing Drug-Drug-Gene Interactions« soll bei der Medikation auf Arzneistoff-Wirkstoff-Wechselwirkungen sowie individuelle pharmakogenetische Risiken hinweisen. Mathematische Modelle sollen zudem Vorschläge für die Präzisionsdosierung eines Arzneistoffs beim jeweiligen Patienten ermöglichen.
Das Forschungsprojekt, an dem fünf deutsche Partner sowie Universitäten in Estland, Finnland, Griechenland, den Niederlanden und Slowenien beteiligt sind, ist im Juni 2022 gestartet. Für Mitte 2024 ist ein erster Prototyp des Systems als Webanwendung geplant, der dann in einer Pilotstudie in Kliniken getestet werden soll. Zukünftig sollen neben Ärzten und Apothekern auch Patienten die Online-Plattform nutzen können.
»Im Rahmen von SafePolyMed werden wir Techniken des maschinellen Lernens und der künstlichen Intelligenz einsetzen, um große reale Datensätze zu analysieren, die genomische Informationen, demografische Daten, aktuelle und chronische Gesundheitszustände sowie medikamentenbezogene Details einzelner Patienten erfassen und integrieren«, erklärt Projektkoordinator Dr. Thorsten Lehr, Apotheker und Professor für Klinische Pharmazie an der Universität des Saarlandes, in einer Pressemitteilung des Fraunhofer-Instituts.
Damit wolle man ein besseres Verständnis des Risikos einzelner Patienten für schlechte Behandlungsergebnisse erlangen und das Treffen von personalisierten Therapieentscheidungen erleichtern, ergänzt der Experte. Das Projekt wird mit 5,6 Millionen Euro aus dem Rahmenprogramm für Forschung und Innovation »Horizon Europe« der Europäischen Union gefördert und ist für eine Laufzeit von dreieinhalb Jahren ausgelegt.