Neue App hilft bei richtiger Dosierung im Notfall |
Bewusst einfach und übersichtlich gehalten ist die neue App »DIVI Kindernotfall«, die sich an medizinisches Fachpersonal richtet. / © DIVI
»Mithilfe der App ist die gewichtsadaptierte Medikationsapplikation im Kindernotfall noch einfacher«, erklären die beiden Entwickler, Dr. Bernd Landsleitner und Professor Dr. Florian Hoffmann in einer Pressemitteilung der Fachgesellschaft. Schließlich stelle die exakte Berechnung der Medikamente für Kinder in akut lebensbedrohlichen Situationen eine der größten Herausforderungen für Rettungsdienst, Erstversorger und klinische Notfallteams dar. Die App soll intuitiv anwendbar sein, dazu ist ein gewisses medizinisch-pharmakologisches Wissen jedoch Voraussetzung.
»DIVI Kindernotfall« ist als Version für Google Android und Apple verfügbar. Sie kostet im Jahres-Abo 11,99 Euro. Die Erlöse dienen der Weiterentwicklung der App, der Rest wird für wissenschaftliche Projekte in der Kindernotfallmedizin gespendet. Die kostenfreie Version bietet lediglich eine Zugriff auf die Medikation bei einer Herz-Lungen-Wiederbelebung. Nach erstmaligem Öffnen mit Internetzugang stehen die Daten offline zur Verfügung.
Wenn man die App öffnet, kann man anhand von Reglern Gewicht, Alter und Größe des Kindes eingeben oder alternativ die entsprechende Farbe des Broselow-Tapes. Bei Letzterem handelt es sich um ein farbkodiertes Maßband, das weltweit für pädiatrische Notfälle verwendet wird und bei Kindern bis zum 12. Lebensjahr anhand der Messung der Körpergröße eine ungefähre Gewichtsabschätzung erlaubt.
Anschließend kann man aus einer Notfall-Kategorie wie Atemwege, Anaphylaxie oder Krampfanfall auswählen und erhält eine Übersicht typischer Medikamente direkt in korrekter Dosierung für unterschiedliche Arzneiformen. »Um Verwechslungen vorzubeugen, nutzen wir zusätzlich auch noch die standardisierte DIVI-Farbgebung von Spritzenetiketten«, erklärt Landsleitner, Leitender Oberarzt der Abteilung Anästhesie und Intensivmedizin der Cnopfschen Kinderklinik in Nürnberg.
Alternativ zur Darstellung nach Indikation könne zudem auch eine Suchfunktion verwendet werden. Seltener benutzte Medikamente wie Ketamin könnten über die Einstellungen zusätzlich aktiviert werden.
Auf Verdünnungen der Medikamente wurde weitestgehend verzichtet. »So können weitere Fehlerquellen vermieden werden«, betont Hoffmann, Oberarzt der Kinderintensivstation des Haunerschen Kinderspitals der LMU München. »Nur Medikamente, die üblicherweise in der Notfallmedizin in allen Altersklassen verdünnt werden, sind auch integriert und mit Verdünnung angegeben.« Falls rechnerisch korrekte, aber nicht applizierbare Dosierungen berechnet würden, rundet die App. Zudem seien zusätzliche Features geplant wie Therapie-Algorithmen für die wichtigsten Krankheitsbilder.