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Stiftung Warentest
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Nahrungsergänzungsmittel für Kinder sind unnötig bis schädlich

»Das braucht kein Kind« – unter dieser Überschrift rät die Stiftung Warentest ausdrücklich Eltern von der Gabe von Nahrungsergänzungsmitteln für Kinder und Jugendliche auf eigene Faust ab. Sie seien nicht nur unnötig. Einige Produkte, darunter Orthomol junior, überschritten auch deutlich die empfohlenen Höchstmengen.
AutorKontaktDaniela Hüttemann
Datum 26.03.2025  12:00 Uhr

Unnötiges Kupfer: Testverlierer ist Orthomol

Explizit kritisiert wird auch »Orthomol Junior C plus«. Es enthält Kupfer. »Das hat in Kinderprodukten gar nichts zu suchen«, so der Untersuchungsleiter ganz klar. Es könne zu Bauchschmerzen und Erbrechen führen, langfristig auch zu Leberschäden. Zudem komme dieses Produkt in Form von Miniautos mit Waldfruchtgeschmack daher. Da sei die Gefahr einer Verwechslung mit Süßigkeiten und damit einer noch höheren Überdosierung groß. Die Hälfte der Produkte im Test war übrigens wie Süßigkeiten aufgemacht.

Der Umsatz der Hersteller sei von 2018 bis Anfang 2024 um 35 Prozent  auf zuletzt 3,21 Milliarden Euro pro Jahr gestiegen. »Es ist ein Geschäft mit der Sorge der Eltern«, so Brackemann. Das teuerste Produkt (Testverlierer Orthomol junior C plus) kostet in der Tagesdosis 1,60 Euro, was sich auf fast 600 Euro im Jahr summiert.

Die Stiftung Warentest schließt sich einer Forderung der Verbraucherzentralen an, endlich EU-weit verbindliche Höchstmengen für Vitamine und Mineralstoffe in Nahrungsergänzungsmitteln festzulegen und diese einem Zulassungsverfahren zu unterwerfen. Bislang gelten NEM als Lebensmittel und es besteht lediglich eine Anzeigepflicht für den Hersteller, wenn er ein Produkt auf den Markt bringt.

Wie bekomme ich mein Kind dazu, sich gesünder zu ernähren?

Bei vielen Eltern bleibt jedoch die Sorge, ihr Kind könnte ungenügend mit Vitaminen und anderen Nährstoffen versorgt sein, wenn sie mäklige Esser sind. »Bleiben Sie entspannt und geduldig«, riet dazu Nicole Merbach, Ressortleiterin Ernährung & Gesundheit der Stiftung Warentest. Sie hatte gleich mehrere Tipps aus Ernährungswissenschaft und Psychologie parat:

  1. Kinder nicht belehren: »Lassen Sie belehrende Phrasen. Studien zeigen: Je vehementer Eltern auf einer gesunden Ernährung bestehen und zum Beispiel Süßigkeiten verbieten, desto mäkliger werden die Kinder«, so Merbach. Auch mit sachlichen Argumenten komme man nicht weiter. Der Hinweis, etwas Gesundes zu essen, werde von Kindern oft als Zwang oder Bevormundung verstanden. Begriffe wie Pausenbrot oder Vollkorn seien negativ belegt. Lieber positiv formulieren.
  2. Immer wieder anbieten und kreativ werden: Es erfordere Geduld und Hartnäckigkeit. Speisen sollten immer wieder angeboten werden. »Setzen Sie dabei auf Vielfalt – es gibt so viele Obst- und Gemüsesorten, da greifen irgendwann erfahrungsgemäß auch die mäkeligsten Kinder zu.« Zudem könne es helfen, Obst- und Gemüseschnitzen nebenbei und wie selbstverständlich anzubieten; Brokkoli lasse sich püriert untermischen; Nudeln aus Zucchini punkten mit Nährstoffen und einem coolen Namen »Zoodles«. Abwechslung brauche es auch in der Brotbox. Wenn wir immer nur das Gleiche essen, verlieren wir irgendwann die Lust daran.
  3. Kinder stärker einbinden: »Wenn Kinder ihr Essen selbst zubereiten, wird es enorm aufgewertet«, berichtete Merbach.

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