Nächster Covid-19-Impfstoff mit drei Vorteilen |
Christina Hohmann-Jeddi |
26.03.2024 16:42 Uhr |
Kein lästiges Spritzenaufziehen mehr: Moderna will seinen neuen Corona-Impfstoff, der noch nicht zugelassen ist, als Fertigspritze ausliefern. / Foto: Adobe Stock/Rawf8
Das US-Unternehmen Moderna gab am heutigen Dienstag erste Daten aus der Phase-III-Studie NextCOVE (NCT05815498) für seinen Covid-19-Impfstoffkandidaten der nächsten Generation (mRNA-1283) bekannt. Dieser löse eine stärkere Immunreaktion aus als der bereits zugelassene bivalente, auf BA.4/BA.5 angepasste Covid-19-Impfstoff Spikevax® (mRNA-1273.222), teilte der Hersteller mit. Das gilt sowohl für die Omikron-Stämme BA.4/BA.5 als auch für die ursprünglichen Virusstämme von SARS-CoV-2. Dieser Vorteil sei am deutlichsten bei Teilnehmern über 65 Jahren aufgetreten, also in der Bevölkerungsgruppe, die nach wie vor das höchste Risiko für schwere Verläufe von Covid-19 aufweise.
Die häufigste lokal auftretende Nebenwirkung sei Schmerz an der Injektionsstelle gewesen. Zu den am häufigsten genannten systemischen unerwünschten Impfreaktionen gehören laut Mitteilung Kopfschmerzen, Müdigkeit, Myalgie und Schüttelfrost. Das Nebenwirkungsprofil glich dem des zugelassenen Vorgängerpräparats. An der randomisierten, verblindeten, aktiv kontrollierten Studie hatten etwa 11.400 Personen ab zwölf Jahren in den USA, in Großbritannien und Kanada teilgenommen.
Der neue Impfstoff mRNA-1283 unterscheidet sich von den zugelassenen Moderna-Produkten in mehreren Punkten, unter anderem im Impf-Antigen. Während mRNA-1273 und dessen aktualisierte Versionen jeweils für das Spike-Protein von SARS-CoV-2 in voller Länge codieren, codiert mRNA-1283 nur für zwei Segmente des Spike-Proteins, die wichtige Neutralisierungs-Epitope enthalten. Das sind die N-terminale Domäne (NTD) und die rezeptorbindende Domäne (RBD), die durch einen kurzen, flexiblen Peptidlinker verbunden und außerdem mit einem C-terminalen Influenza-Hämagglutinin-Transmembran-Segment ausgestattet sind.
Sich auf die wichtigsten antigenen Domänen von SARS-CoV-2 zu konzentrieren, habe den Vorteil, dass die neutralisierenden Antikörper auf diese Zielregionen fokussiert werden. Zudem könne durch die kürzere Länge des mRNA-Moleküls bei mRNA-1283 die Proteinbildung bei ähnlichen oder niedrigeren Dosen im Vergleich zu mRNA-1273 gesteigert werden, so der Hersteller.
Die Kürze des Moleküls ermögliche auch eine längere Lagerung unter Kühlung, heißt es in der Publikation der Phase-I-Ergebnisse des Impfstoffkandidaten, die im April vergangenen Jahres im Fachjournal »Human Vaccines & Immunotherapeutics« erschienen war. Demnach ermöglicht das eingebaute Transmembran-Segment des Influenza-Hämagglutinins, dass die Tandem-NTD-RBD-Domänen auf der Zelloberfläche zur spezifischen B-Zell-Erkennung präsentiert werden.
Eine detaillierte Analyse der Daten der Phase-III-Studie für mRNA-1283 soll am 27. März beim »Vaccines Day« des Unternehmens vorgestellt und auf zukünftigen wissenschaftlichen Kongressen präsentiert werden, kündigte Moderna an.
Anscheinend plant das Unternehmen, den Covid-19-Impfstoff in Form von Fertigspritzen auf den Markt zu bringen. Konkret heißt es: »Die Lagerung, Haltbarkeit und Produktpräsentation als Fertigspritze von mRNA-1283 könnte den Praxisalltag von Gesundheitsdienstleistern und -dienstleisterinnen erleichtern und wichtige Ressourcen im Gesundheitssystem schonen.«
Die Ergebnisse könnten den Weg für einen Kombinationsimpfstoff gegen Influenza und Covid-19 (mRNA-1083) ebnen, hofft der Hersteller. Diese Vakzine enthält neben mRNA-1283 auch den Grippeimpfstoffkandidaten mRNA-1010, der für die Hämagglutinin-Proteine von Vertretern der Influenza-A-Linien H1N1 und H3N2 sowie der Influenza-B-Linien Yamagata und Victoria kodiert. Eine Phase-III-Studie zum Kombinationsimpfstoff-Kandidaten mRNA-1083 war im Oktober 2023 gestartet.
Das Virus SARS-CoV-2 hat unsere Welt verändert. Seit Ende 2019 verbreitet sich der Erreger von Covid-19 und stellt die Wissenschaft vor enorme Herausforderungen. Sie hat sie angenommen und rasch Tests und Impfungen, auch für Kinder, entwickelt. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronavirus.