»Mut will trainiert sein« |
Jennifer Evans |
11.11.2024 07:00 Uhr |
Monika Sattler ist alle 124 Schweizer Pässe mit dem Rad gefahren. Inzwischen hat sie ein Consulting Unternehmen und hilft anderen Menschen, erfolgreich zu sein. / © Michael Daiger
PZ: Die Angst vor Misserfolgen bremst viele Menschen aus, ihr Ziel zu verfolgen. Was raten Sie ihnen?
Sattler: Zuerst muss man sich von Anfang an bewusst sein: Es wird nicht alles perfekt laufen. Klar, das ist in unserer Gesellschaft voller Leistungsdruck gar nicht so einfach zu akzeptieren, wie es klingt. Ich empfehle immer, Misserfolg umzudefinieren, denn er ist Teil der Reise. Außerdem hat das Wort eine sehr negative Konnotation, daher spreche ich lieber von Lernen und Wachsen. Da sind die Hindernisse gleich impliziert. Ein Stein im Weg sollte einen also motivieren, eine neue Route einzuschlagen, statt aufzugeben.
PZ: Man muss aber wissen, wo man hinwill, oder?
Sattler: Auf jeden Fall. Jeder sollte daher für sich selbst erst einmal festlegen, was Erfolg bedeutet. Das kann sehr unterschiedlich sein. Aber wer es für sich definiert hat, weiß automatisch, welchen Weg er gehen muss. Wer aber versucht, möglichst viel gleichzeitig unter einen Hut zu bekommen, setzt sich selbst unter Druck und erzeugt zudem Angst, allem gerecht zu werden.
PZ: Hinfallen ist also okay. Aber woher nimmt man die Energie, immer wieder aufzustehen?
Sattler: Wir denken oft, wir müssen mutiger und resilienter sein, aber diese ganzen Soft Skills entwickeln sich ja erst mit dem eigenen Purpose und der Selbstreflexion. Will heißen: Wer sein Warum kennt, steht viel öfter auf, wenn er hingefallen ist – und geht dann einfach weiter. Und wer stets sein großes Ziel vor Augen hat, vermeidet auch Überforderung.
PZ: Wie gehen Sie mit Überlastung und Stress um?
Sattler: Ein Check-in mit mir selbst kann zum Beispiel helfen. Das hört sich sehr kitschig an, ist jedoch einfach und effektiv. Deswegen rede ich auch sehr viel mehr über Energiemanagement als über Zeitmanagement. Denn am Ende des Tages ist es das, worauf es ankommt. Wer positive Energie hat und sie halten kann, ist einfach viel produktiver und zielorientierter. Ich selbst gehe Laufen, wenn alles zu viel wird. Wenn ich den Kopf frei bekomme, entstehen nämlich die besten Ideen. Übrigens müssen kleine Auszeiten im Alltag nicht immer strukturiert und geplant sein, sondern können auch einfach mal spontan zwischendurch entstehen. Wartet man etwa auf den Bus und hat noch fünf Minuten Zeit, ist das ein guter Moment zu reflektieren, wie es einem gerade geht. Das ist sinnvoller, als während der Wartezeit auf dem Handy herumzuscrollen.
PZ: Was hemmt die Menschen am meisten, ihren persönlichen Weg einzuschlagen?
Sattler: Auch hier wieder: eine klare Zielsetzung. In einer Welt voller Ablenkungen ist das sicher schwer geworden. Ständig möchte irgendjemand was von uns. Und die sozialen Medien führen uns außerdem permanent vor Augen, wie ein Ideal angeblich aussehen sollte. Davon sind wir oft so getrieben, dass wir vergessen, uns zu fragen, was wir selbst überhaupt wollen. Und so steuern wir häufig externe Ziele an, anstatt unsere internen zu verfolgen.
Außerdem sollten wir kleine Schritte gehen. Viele denken, sie müssten in ihrem Leben alles gleichzeitig umschmeißen. Aber das ist nicht realistisch. Wer sich Schritt für Schritt aus seiner Komfortzone wagt, wird schnell merken, was er eigentlich alles im Stande ist zu erreichen. Abhängig ist das persönliche Tempo natürlich auch davon, was man für einen Rucksack von Verantwortung und Erfahrung mitbringt.
PZ: Sie haben einmal gesagt, Frauen tun sich schwerer, ihren eigenen Weg konsequent zu gehen. Woran liegt das und ist es schon besser geworden?
Sattler: Ich glaube, es liegt zum einen daran, was die Gesellschaft einem diktiert, was man als Frau zu tun oder zu lassen hat. Zum anderem spielt das Umfeld eine Rolle, in dem man aufgewachsen ist. Es entscheidet mit darüber, was man sich später mal selbst zutraut. Wenn andere Menschen einem sagen, was okay ist und was nicht, erzeugt das ebenfalls Stress. Wer ihn loslassen kann, gewinnt. Ich weiß, das ist leichter gesagt als getan. Das Gute: Mut ist Übungssache. Wer sich traut, lernt schnell, für sich selbst einzustehen und seine Werte zu leben. Aber ja, es hat sich meiner Erfahrung nach in letzter Zeit mit Blick auf die Frauen zum Glück schon einiges verbessert.
Wer Monika Sattler einmal live erleben möchte, hat die Gelegenheit, die einstige Profi-Sportlerin beim PZ-Management-Kongress 2025 von 2. bis 4. April 2025 in Palma de Mallorca zu treffen. Sie hält die Keynote zum Auftakt des Kongresses, der im nächsten Jahr sein 25. Jubiläum feiert. Dort wird Sattler darüber berichten, wie Führungskräfte und Teams ihre Ziele im Blick behalten und ihre Apotheken erfolgreich machen.
Weitere Informationen finden Sie unter auf der Kongress-Website.