Multitasking macht müde und vergesslich |
Jennifer Evans |
25.06.2025 15:00 Uhr |
Multitasking ist ein Kraftakt für das Gehirn und kostet eine Menge Energie. Am Ende ist man aber nicht produktiver. / © Adobe Stock/Prostock-studio
Multitasking bringt unser Arbeitsgedächtnis ins Schwitzen – und verändert langfristig sogar unsere Denkfähigkeit. Denn das Gehirn priorisiert gezielt, wenn es mehrere Informationen gleichzeitig verarbeiten muss. Und was wir uns am Ende merken, hängt auch davon ab, welche Art von Multitasking überhaupt gefragt ist.
Man stelle sich ein randvolles Bücherregal vor. Es gilt, sich zwei bestimmte Bücher an verschiedenen Orten zu merken, die weder sortiert noch markiert sind. Kurze Zeit später wird nach der konkreten räumlichen Position der Bücher gefragt. Mit dieser geistigen Herausforderung hat sich eine Studie befasst. Es ging darum, herauszufinden, wie unser Arbeitsgedächtnis seine begrenzten Ressourcen aufteilt, wenn es mehrere Informationen gleichzeitig speichern muss.
Das Forscherteam um den Psychologen Dr. Hsin-Hung Li von der Ohio State University beobachtete mithilfe von funktioneller Magnetresonanztomografie (fMRT), was im Gehirn passiert, wenn Probandinnen und Probanden sich die Position von zwei Punkten auf einem Bildschirm merken sollten.
Dabei stellte sich heraus, dass ein Punkt immer wichtiger war als der andere. Das Gehirn reagierte entsprechend und der visuelle Kortex stellte den wichtigeren Punkt präziser dar, während er den anderen Punkt eher grob abspeicherte. Und: Die Studienteilnehmenden platzierten den Punkt mit hoher Priorität näher an seiner tatsächlichen Position als den Punkt mit niedrigerer Priorität.
Darüber hinaus zeigte die Analyse der Hirnscans, dass der frontale Kortex dem visuellen Kortex Anweisungen erteilt, welcher Punkt wie viel Speicherplatz erhalten soll. Beim visuellen Arbeitsgedächtnis arbeiten also beide Hirnareale zusammen – eines schaut, eines entscheidet.
Die Untersuchung war nach Angaben der Forschenden eine der wenigen, die darstellt, was passiert, wenn Menschen mehrere Gedanken gleichzeitig im Kopf behalten. Eine Erkenntnis, die in Zukunft sicher bedeutsam sein dürfte. Denn unser Alltag besteht selten aus nur einer Aufgabe – ob beim Kochen, Arbeiten, Kommunizieren oder Navigieren.
Eine weitere Studie kam außerdem zu dem Ergebnis, dass nicht nur die eine Multitasking-Fähigkeit existiert. Je nach Situation – also, ob wir gerade Dinge gleichzeitig tun, zwischen Aufgaben hin- und herspringen oder aber komplexe Abläufe koordinieren – benötigt unser Gehirn unterschiedliche Strategien. Das ist ein Hinweis darauf, dass unser Arbeitsgedächtnis schon eine ganze Menge allein mit dem Ressourcenmanagement zu tun hat.