Münch: »Für nachhaltige Problemlösung ist kein Geld da« |
| Jennifer Evans |
| 13.11.2025 09:06 Uhr |
Wie ernst die Lage ist, zeigte Münch anhand einiger Zahlen: Die Ärzte bekamen von Bundesgesundheitsministerin Nina Warken (CDU) eine Honorarerhöhung von 2,8 Prozent. Das entspreche nach Angaben des GKV-Spitzenverbands 1,45 Milliarden Euro. »Dass für unsere Honorarerhöhung, für die gerade mal rund 950 Millionen Euro nötig wären, kein Geld da sei, ist schon ein Schlag ins Gesicht.« Schließlich betrage der Anteil der Apothekenhonorierung an den Ausgaben der GKV gerade einmal 1,8 Prozent. Und wäre das Packungs-Fixum seit 2013 jedes Jahr um nur 2,8 Prozent erhöht worden, läge es heute bei 11,48 Euro, ergänzt Münch.
Die steigenden Arzneimittelausgaben seien, so Münch, »ein reines Preisproblem« – verursacht durch teure neue Medikamente, nicht durch die Offizinen. Die Apothekenvergütung für Rx-Arzneimittel sei seit 2013 lediglich um knapp 13 Prozent gestiegen – bei einer Inflationsrate von 30 Prozent. Die Sachkosten der Apotheken kletterten in diesem Zeitraum um rund 47 Prozent, die Personalkosten um 79 Prozent. Zum Vergleich führt Münch das Bruttoinlandsprodukt an, das parallel um 54 Prozent zulegte, und beziffert die GKV-Einnahmen mit einem Plus von 72 Prozent.
Münch ist traurig über die Entwicklung und auch unsicher, wo die Reise wohl hingeht. Alles ähnele stark dem Entwurf, den im vergangenen Jahr der damalige Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) vorgelegt hatte und den man »mit großem Aufwand« verhindern konnte. Seiner Ansicht nach trägt der aktuelle Entwurf nicht die Handschrift von Nina Warken. Besorgt ist der Kammerpräsident auch, dass hierzulande jedes Jahr rund 500 Apotheken schließen. Das entspreche fast der Gesamtzahl der Apotheken in Sachsen-Anhalt. »Wen soll ich mit solchen Aussichten dazu bewegen, Kredite aufzunehmen und sich auf das Risiko einer Selbstständigkeit einzulassen?«, fragt sich Münch.
Eine rote Linie überschreitet für ihn die Vorstellung einer Apotheke ohne Apotheker und ist »absolut inakzeptabel«. Eine rechtssichere Lösung hält er für die PTA-Vertretungsbefugnis für nicht möglich. »Es kann kein Mensch stichhaltig begründen, warum eine PTA in einer Woche oder einem Monat etwas können soll, was sie nicht auch ein ganzes Jahr oder immer können soll.« Der einzig gangbare Weg ist seiner Auffassung nach, PTAs ein erleichtertes Pharmaziestudium zu ermöglichen, Ausbildungsinhalte anzuerkennen oder das Praktikum zu verkürzen.
Wo es um die Gesundheit der Menschen im Land geht, würde die Politik sicherheitsrelevante Qualitätsanforderungen zurückschrauben, die Versorgungsdichte ausdünnen und letztlich Leistungen für die Patientinnen und Patienten kürzen. Für »nachhaltige Problemlösung« sei kein Geld da, bemängelte er.