Mücken aus der Fabrik gegen Denguefieber |
Theo Dingermann |
19.04.2023 09:00 Uhr |
Zum ersten Mal wird die Technologie nun flächendeckend in einem Land eingesetzt. In Zusammenarbeit mit der Oswaldo Cruz Foundation (Fiocruz), einer öffentlichen brasilianischen Wissenschaftseinrichtung in Rio de Janeiro, wird eine Mückenfabrik in Brasilien gebaut, um die ehrgeizige WMP-Initiative mit modifizierten Mücken zu versorgen. Die Anlage soll 2024 in Betrieb gehen und bis zu fünf Milliarden Tiere pro Jahr produzieren. Die Mücken werden dann mit Drohnen, Motorrädern und Autos im ganzen Land verteilt.
»Es wird die größte Anlage der Welt sein«, um mit Wolbachia infizierte Mücken zu produzieren«, sagte O’Neill, der das WMP leitet, gegenüberdem Fachjournal »Nature«. Damit könnten mehr Menschen pro Zeiteinheit geschützt werden als in jedem anderen Land. Tatsächlich hat Brasilien eine der höchsten Denguefieber-Infektionsraten der Welt; 2022 gab es mehr als zwei Millionen Fälle.
Mit Wolbachia infizierte Stechmücken sind in Brasilien bereits zugelassen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat diese Technologie jedoch noch nicht zugelassen. Zwar hat die Vector Control Advisory Group der WHO die modifizierten Tiere begutachtet. Mit einer Entscheidung ist aber frühestens beim nächsten Treffen der Gruppe Ende dieses Monats zu rechnen. Erst dann wäre ein solcher Freisetzungsversuch auch in anderen Endemiegebieten möglich.
Dr. Luciano Moreira, leitender Wissenschaftler bei Fiocruz und WMP-Mitarbeiter in Brasilien, mahnt gegenüber »Nature«, trotz der bisherigen Erfolge nicht von Maßnahmen im Bereich der öffentlichen Gesundheit und der Entwicklung von Impfstoffen gegen Denguefieber abzulassen. »Die Wolbachia-Methode ist komplementär, und wir sollten mit integrierten Methoden arbeiten, um Dengue, Zika und Chikungunya zu kontrollieren. Die Wolbachia-Methode ist keine Wunderwaffe.«