mRNA-Impfstoffe schützen auch vor indischer Variante |
Schützen die Covid-19-Impfstoffe (hier ein Symbolbild) auch vor den neuen Virusvarianten aus Indien? Erste Labordaten machen Mut. / Foto: Getty Images/greenaperture
Es gebe gute Gründe, eine ausreichende Schutzwirkung der beiden mRNA-basierten Covid-19-Impfstoffe gegen die Coronavarianten aus Indien anzunehmen, schreiben Forscher mit Verweis auf Laborexperimente in einer Preprint-Studie, die bislang nicht von Experten begutachtet und nicht in einem Fachjournal veröffentlicht wurde.
Die Wissenschaftler um Nathaniel Landau von der New York University überprüften im Labor, inwieweit Antikörper von Genesenen und mit Moderna oder Biontech-Geimpften an mutierte Virusproteine binden. Dabei stellten sie fest, dass die Wirksamkeit der Antikörper bei B.1.617 und B.1.618 zwar etwas geringer ausfiel als beim ursprünglichen Erregertyp, gegen den die Impfstoffe entwickelt wurden. Die Forscher gehen aber von einem weitgehenden Schutzeffekt aus. Zu beachten ist, dass es sich um Laborexperimente handelt. Inwieweit die Impfung tatsächlich vor den indischen Varianten schützt, lässt sich daraus nicht mit Sicherheit ableiten. Zudem untersuchten die Forscher, wie gut der Antikörper REGN10933 (Casirivimab) die beiden Virusvarianten neutralisieren kann. Sie stellten fest, dass B.1.617 und B.1.618 zum Teil resistent waren.
Das Robert-Koch-Institut schreibt auf seiner Seite über die indische Variante B.1.617: «B.1.617 zeichnet sich durch Mutationen aus, die mit einer reduzierten Wirksamkeit der Immunantwort in Verbindung gebracht werden, wobei erste laborexperimentelle Daten darauf hindeuten, dass die Impfstoffwirksamkeit nicht substanziell beeinträchtigt ist.» Das RKI beobachtet einen wachsenden Anteil von B.1.617 in Deutschland, wenn auch noch auf sehr niedrigem Niveau. Ihr Anteil an den untersuchten Proben betrug zuletzt weniger als 2 Prozent.
Die EU-Arzneimittelbehörde (EMA) ist zuversichtlich, dass die bisher zugelassenen Impfstoffe auch vor der neuen indischen Virus-Variante schützen. Die bisher vorliegenden Daten seien «beruhigend» und deuteten auf einen «ausreichenden Schutz» hin, sagte der Direktor für Impfstrategie bei der EMA, Marco Cavaleri, bereits vergangenen Mittwoch in Amsterdam. Die EMA-Experten würden weiterhin die Entwicklung sehr genau verfolgen und prüfen.
Die indische Variante B.1.617.2 ist nach Ansicht britischer Experten leichter übertragbar als die bisher vorherrschenden Virus-Varianten, inklusive der sogenannten britischen Variante B.1.1.7. Das sagte der Premierminister Boris Johnson bei einer Pressekonferenz am Freitag in London. Noch sei nicht klar, um wie viel schneller sich die Variante verbreite, so der konservative Politiker weiter.
Das Expertengremium SAGE, das die Regierung berät, geht davon aus, dass sich B.1.617.2 um bis zu 50 Prozent schneller ausbreiten könnte als B.1.1.7. Es sei davon auszugehen, dass die indische Variante in Großbritannien dominant werde, fügte der medizinische Chefberater der Regierung Chris Whitty bei der Pressekonferenz mit Johnson hinzu.
Insgesamt sind die Infektionszahlen in Großbritannien mit einer landesweiten Sieben-Tage-Inzidenz von rund 23 sehr niedrig. Regional kam es aber in den vergangenen Wochen wieder zu einem Anstieg, der teilweise auf die indische Variante zurückgeführt wird. Laut Behördendaten hat sich die Zahl der in Großbritannien nachgewiesenen Fälle der Variante B.1.617.2 innerhalb einer Woche auf gut 1300 Fälle verdoppelt. Noch schlägt sich das aber nicht in einer erhöhten Zahl von Krankenhauseinweisungen oder Todesfällen nieder.
Die für Ende Juni geplante Aufhebung aller Corona-Maßnahmen in Großbritannien könnte durch die indische Variante erschwert werden. Vorsorglich soll nun der Abstand zwischen Erst- und Zweitimpfung für die Gruppe der über 50-Jährigen von zwölf auf acht Wochen verkürzt werden. «Es gibt keine Hinweise darauf, dass die Impfstoffe weniger wirksam sind», so Johnson.
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