Mouth-Taping bei Schlafapnoe nicht zu empfehlen | 
				
		
	
		Schlafapnoe-Patienten atmen häufig durch den Mund. Dies wird durch Mouth-Taping verhindert. Es kann jedoch dazu führen, dass die Patienten weniger Luft bekommen. / © Adobe Stock/Paolese
In Deutschland sind laut Informationen des Lungeninformationsdienstes etwa 30 Prozent der Männer und 13 Prozent der Frauen von einer obstruktiven Schlafapnoe (OSA) betroffen. Sie leiden unter nächtlichen Atemstillständen, verringerter Sauerstoffsättigung und höherem Kohlendioxidgehalt im Blut. Der Schlaf ist wenig erholsam, Tagesmüdigkeit, Kopfschmerzen und Schwindel quälen am nächsten Tag, auf die Dauer ist das Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen erhöht. Neben allgemeinen Empfehlungen wie Gewichtsabnahme, Schlafhygiene und Alkoholkarenz ist eine CPAP-Therapie (Continuous Positive Airway Pressure) der Goldstandard. Atemaussetzer lassen sich dadurch deutlich reduzieren, jedoch wird die apparative Therapie oft schlecht toleriert.
Als einfacheres Verfahren zur Reduktion von Schnarchen und Schlafapnoe wird in den sozialen Medien immer wieder das sogenannte Mouth-Taping empfohlen. Dabei wird der Mund durch ein Pflaster geschlossen gehalten, sodass der Schlafende durch die Nase atmen muss. Allerdings lagen bisher nur wenige und sehr kleine Studien vor, wie sich das Verschließen des Mundes auf den Atemfluss auswirkt. Auch eine Untersuchung, deren Ergebnisse kürzlich im Fachjournal »JAMA Otolaryngology – Head & Neck Surgery« erschienen, umfasste eine eher kleine Probandengruppe.
Es handelte sich um eine nicht randomisierte Studie mit 54 Personen mit obstruktiver Schlafapnoe. 72 Prozent davon waren männlich, das mittlere Alter betrug 55 Jahre, die durchschnittlichen Atemaussetzer pro Stunde lagen bei 26,9 und der Body-Mass-Index betrug im Durchschnitt 28,9 kg/m2. Ausgeschlossen waren Teilnehmer mit zu niedrigem Atemfluss.
Die Patienten wurden in Rückenlage medikamentös in Schlaf gelegt (Propofol). Bei jedem zweiten Atemzug wurde ihr Mund durch leichten Druck auf das Kinn geschlossen. Währenddessen wurde mithilfe einer Maske, die separat für Mund und Nase den Atemfluss erfasste, gemessen, wie sich der Atemfluss veränderte.
Das Verschließen des Mundes erhöhte das Einatemvolumen um durchschnittlich 27,8 Prozent, allerdings war das Ergebnis abhängig davon, wie viel die Patienten ursprünglich durch den Mund geatmet hatten. Bei denjenigen, die ohnehin fast ausschließlich durch die Nase geatmet hatten, hatte der Eingriff erwartungsgemäß keine nennenswerte Auswirkung. Bei denjenigen, die moderat häufig durch den Mund geatmet hatten, verbesserte sich der Luftfluss durch das Zuhalten des Mundes um 53,1 Prozent. Bei Patienten, die unbehindert sehr häufig durch den Mund atmeten, verringerte sich der Luftfluss allerdings um 40 Prozent, wenn dies durch den Experimentator verhindert wurde.
Somit erlitten also diejenigen Patienten, die von selbst fast nur durch den Mund atmeten und schwere obstruktive Schlafapnoe hatten, die stärksten Einbußen beim geatmeten Luftvolumen. Daher lautet das Fazit des internationalen Autorenteams um Dr. Hyungchae Yang vom Chonnam National University Hospital in Gwangju, Südkorea, dass die Methode keine Lösung für alle Betroffenen sei, ein Teil aber davon profitieren könnte.
Dies hatte bereits vor zwei Jahren eine kleine Studie ergeben (»Healthcare« 2022, DOI: 10.3390/healthcare10091755). Den 20 Teilnehmenden, allesamt Personen mit Mundatmung und milder Schlafapnoe, wurde dabei der Mund mit einem Klebeband verschlossen. Ein Testgerät ermöglichte es, die Atemaktivität in der häuslichen Umgebung zu messen. Als Therapieansprechen werteten die Forschenden um Yi-Chieh Lee vom Chang Gung Memorial Hospital in Linkou, Taiwan, wenn der Schnarch-Index mit dem Mouth-Taping um mehr als 50 Prozent fiel.
Dieser Endpunkt wurde erreicht: Der durchschnittliche Schnarchindex besserte sich von 303,8 Ereignissen auf 121,1 pro Stunde. Bei 13 Personen (65 Prozent der Teilnehmenden) war der Apnoe/Hypopnoe-Index von 8,3 auf 4,7 Ereignisse pro Stunde gefallen. Die Ereignisse mit einer Sauerstoffsättigung unter 90 Prozent nahmen ab. Der Sauerstoff-Entsättigungsindex sank von 8,7 auf 5,8 Ereignisse pro Stunde. Je höher der Schnarch- und der Apnoe/Hypopnoe-Index war, umso besser sprachen die Probanden an.
Da die neuere Studie allerdings auch negative Effekte für bestimmte Patientengruppen zeigt, muss man zusammenfassend feststellen, dass die Datenlage nicht ausreicht, um den Nutzen des Mouth-Tapings zu bewerten. Möglicherweise sind Verfahren mit einem geschlossenen Mund für bestimmte Personen mit leichteren Symptomen geeignet. Für schwere Fälle obstruktiver Schlafapnoe mit sehr häufiger Mundatmung ist das Verfahren aber sehr wahrscheinlich keine Lösung.