Viele Krankheiten lassen sich heute deutlich besser behandeln als noch vor 20 Jahren. / © Getty Images/Hazal Ak
Die Gesetzliche Krankenversicherung (GKV) hat im Jahr 2024 55,2 Milliarden Euro für Arzneimittel ausgegeben. Doch dieses Geld ist offenbar auch aus ökonomischer Sicht gut investiert. Die neue Studie »InnovationsRadar – Arzneimittel als Zukunftsinvestition«, die das Wirtschaftsforschungsunternehmen Prognos im Auftrag des Verbands Forschender Arzneimittelhersteller (vfa) erstellt hat, zeigt, dass die Medikamente zahlreiche Folgekosten im Gesundheitssystem und für die Wirtschaft verhindern.
Aus der Studie geht hervor, wie stark sich die Behandlungsmöglichkeiten verschiedener Krankheiten in den vergangenen Jahren verbessert haben. Fortschritte bei Krebs, HIV oder seltenen Erkrankungen haben die Überlebenschancen und die Zahl der gesunden Lebensjahre deutlich erhöht. Bei Mukoviszidose hat sich die Lebenserwartung von 37 Jahren im Jahr 2000 auf 67 Jahre im Jahr 2023 nahezu verdoppelt.
Die besseren Behandlungsmöglichkeiten wirken sich laut der Untersuchung auch auf die Produktivität und die gesellschaftliche Teilhabe in Deutschland aus. Das Alter der Menschen, die auf eine Erwerbsminderungsrente angewiesen sind, hat sich dank moderner Therapien deutlich erhöht. Zwischen 2005 und 2020 verzögerte sich der Renteneintritt bei Multipler Sklerose im Schnitt um 5,1 Jahre, bei Arthritis um 4,7 Jahre, bei Krebserkrankungen um vier Jahre und bei HIV-infizierten Männern um 8,1 Jahre. Die Betroffenen gewinnen nicht nur an Lebensqualität, sondern können auch länger am Erwerbsleben teilhaben.
Außerdem verhindern Impfungen und eine frühzeitige medikamentöse Behandlung immer mehr Folgeerkrankungen und Krankenhausaufenthalte. Laut der Studie hat sich zwischen 2005 und 2020 bei Patientinnen und Patienten mit Multipler Sklerose, Arthritis, Krebs oder HIV die Zahl der Krankenhausaufenthalte durch moderne Therapien um nahezu 50 Prozent reduziert.
Die stark steigenden Ausgaben für Medikamente in Deutschland sorgen seit Jahren für Diskussionen. Die wachsenden Arzneimittelausgaben entsprechen laut VFA allerdings weitgehend dem, was aufgrund von Inflation und einer höheren Inanspruchnahme von Medizin durch die Alterung der Gesellschaft zu erwarten ist. Gleichzeitig hebt der Verband den Nutzen der Behandlungen hervor: »Eine möglichst gesunde Bevölkerung ist die Grundlage einer produktiven Gesellschaft, insbesondere wenn es eine alternde ist. Nur mit medizinischem Fortschritt sichern wir Arbeitskraft und stärken so die wirtschaftliche Basis unseres Landes«, so vfa-Präsident Han Steutel in einer Pressemitteilung.