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Cannabis

Mit Volldampf in die falsche Richtung

Seit April ist Cannabis in Deutschland als Genussdroge legal und muss bei medizinischem Einsatz nicht mehr auf einem BtM-Rezept verordnet werden. Viele Konsumenten besorgen sich seitdem Privatrezepte für Cannabis im Internet. Was bedeutet das für diejenigen, die sich um einen rationalen Einsatz des Phytopharmakons Cannabis bemühen?
Annette Rößler
11.10.2024  14:00 Uhr

Ein Wust von Blüten und Extrakten

Eine weitere Entwicklung trägt zur Komplexität des Themas bei: Dass nämlich immer mehr verschiedene Blüten und Extrakte auf den Markt drängen. Zurzeit seien es 400 bis 450 Blüten und 300 bis 350 Extrakte, informierte Lobeda. »Überfordert das nicht die ärztlichen Kollegen, die aus dieser Vielfalt auswählen müssen? Wäre hier nicht weniger mehr – dafür mehr Evidenz, mehr Qualität und mehr Übersichtlichkeit?«, fragte Schubert-Zsilavez. Lobeda räumte ein, dass wohl jeweils 100 Blüten und Extrakte ausreichen würden, um die verschiedenen Anforderungen an eine Therapie mit Cannabis zu erfüllen, doch sei er klar gegen eine Begrenzung. »Wir haben eine freie Marktwirtschaft; das wird sich regulieren«, gab sich der Apotheker überzeugt.

Hier erntete er jedoch entschiedenen Widerspruch: Er halte es für sehr problematisch, im Zusammenhang mit Arzneimitteln auf Marktmechanismen zu vertrauen, stellte Fürst klar. Bei Phytopharmaka, wie Cannabis eines ist, gehe man üblicherweise von einer präklinischen Prüfung aus, in der der Extrakt mit der besten Wirksamkeit ausgesiebt werde. Daran schlössen sich klinische Studien an. »Hier ist das auf den Kopf gestellt«, kritisierte Fürst. »Ich will Cannabis nicht schlechtreden, aber wir wollen doch die Wege gehen, die wir in der Phytotherapie gelernt haben.« Pharmazeutische Qualität, Wirksamkeit und Unbedenklichkeit müssten in Studien gezeigt werden. »Davon gibt es bei Cannabis zu wenig.«

Aus Sicht des Pharmazeutischen Biologen schade das »dem ganzen Bereich«. Nirgendwo würden Fallberichte von Behandlungserfolgen so stark überbewertet wie bei Cannabis. »Das diskreditiert Cannabis, aber auch die gesamte Welt der Vielstoffgemische, die sich bemüht, eine Evidenzbasis zu schaffen«, bemängelte Fürst.

Bei der »Explosion des Marktes mehr oder weniger ohne Evidenz« handele es sich um einen Rebound-Effekt, gab Dingermann zu bedenken. Jahrzehntelang sei Cannabis nicht verkehrsfähig gewesen, dann sei die Legalisierung zunächst als Medikament »mit grober Nadel gestrickt« worden. »Da hat man ein paar Schritte zu schnell gemacht.« Dingermann wiederholte seine frühere Forderung nach klinischen Studien, für die sich mehrere Hersteller konsortial zusammentun sollten, um valide Daten zu generieren. »Stattdessen haben wir jetzt dieses Durcheinander«, bedauerte er.

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