Mit Tropenkrankheiten ist auch in Deutschland zu rechnen |
Christina Hohmann-Jeddi |
15.07.2025 18:00 Uhr |
Der Überträger von Chikungunya- oder Dengue-Viren – die Asiatische Tigermücke – ist inzwischen auch in einigen Regionen Deutschlands heimisch. / © Adobe Stock/smuay
Von Mücken übertragene Krankheiten wie Chikungunya-Fieber, Dengue-Fieber oder Zika kommen vor allem in tropischen Regionen vor und werden nach Europa durch Rückkehrer von Fernreisen eingeschleppt. Zunehmend gibt es aber auch autochthone Erkrankungen, bei denen die Erreger nicht auf Reisen, sondern durch Mückenstiche vor Ort erworben wurden. Vor Kurzem trat im Elsass, nur wenige Kilometer von der deutschen Grenze entfernt, ein erster autochthoner Fall von Chikungunya-Fieber auf. Solche lokalen Übertragungen von Tropenkrankheiten sind auch für Deutschland zu erwarten, darin waren sich Experten bei einer Veranstaltung des Science Media Center Germany heute einig.
»Wir beobachten in Südeuropa in den letzten Jahren, dass es dort immer wieder zu lokalen Ausbrüchen von Chikungunya-Fieber, Dengue-Fieber und teilweise auch Malaria kommt«, berichtete Dr. Hendrik Wilking, Stellvertretender Leiter des Fachgebiets Gastrointestinale Infektionen, Zoonosen und tropische Infektionen am Robert-Koch-Institut (RKI) in Berlin. Diese Ausbrüche rückten zunehmend Richtung Norden, wie zum Beispiel innerhalb Frankreichs zu sehen sei. Da auch in Deutschland die Voraussetzungen dafür gegeben sind, »müssen wir davon ausgehen, dass wir solche Ausbrüche in diesem Jahr oder in den folgenden Jahren irgendwann auch in Deutschland beobachten«, so Wilking.
Überträger der Chikungunya- und Dengue-Viren sind nicht die einheimischen Mückenarten, sondern invasive Aedes-Arten wie die Asiatische Tigermücke (Aedes albopictus). »Bei der Asiatischen Tigermücke handelt es sich um eine wärmeliebende Art, die sich in Deutschland eigentlich nicht wohlfühlt«, berichtete Privatdozent Dr. Helge Kampen, Leiter des Labors für Medizinische Entomologie am Institut für Infektionsmedizin, Friedrich-Loeffler-Institut (FLI), Greifswald-Insel Riems. Sie werde immer wieder neu eingeschleppt – vor allem über Mückenweibchen, die von Südeuropa in Fahrerkabinen von Autos nach Deutschland reisten.
Es fänden sich aber auch etablierte Populationen der Asiatischen Tigermücke entlang des Oberrheins, etwa von Basel bis Bingen (hier eine Karte des FLI). Das hat zwei Gründe: Zum einen ist es in diesen Regionen für deutsche Verhältnisse recht warm und zweitens führt dort die A5 entlang, die Hauptstrecke von Reisenden aus Südeuropa. An den Raststätten entlang der Autobahn würden die mitgeführten Tiere dann ungewollt freigelassen.
Lokal begrenzte Populationen seien besser zu bekämpfen als heimische Mücken, so Kampen, der Geschäftsführer der Nationalen Expertenkommission »Stechmücken als Überträger von Krankheitserregern« ist. Im Fall der Asiatischen Tigermücke würden ausschließlich die Larven bekämpft (mit dem Bakterienprotein BTI), da der Einsatz von Insektiziden gegen erwachsene Tiere zur Mückenbekämpfung in der EU nicht erlaubt sei. Hierfür bräuchte es eine Sondergenehmigung, die nur im Fall eines Ausbruchs erteilt würde. »Bislang gibt es aber noch keinen nachgewiesenen Fall einer Krankheitsübertragung durch die Asiatische Tigermücke in Deutschland«, betonte Kampen.