Mit Tropenkrankheiten ist auch in Deutschland zu rechnen |
Christina Hohmann-Jeddi |
15.07.2025 18:00 Uhr |
Dass solche Fälle auftreten können, glaubt auch Professor Dr. Peter Kremsner, Direktor des Instituts für Tropenmedizin, Reisemedizin und Humanparasitologie am Universitätsklinikum Tübingen. Sie seien aber schwierig zu erkennen. So liege etwa die Rate der symptomlosen Infektionen mit Dengue-Viren bei 80 bis 90 Prozent und mit Chikungunya-Viren bei 10 bis 20 Prozent.
Diese Tropeninfektionen seien, wenn die charakteristischen Gelenkschmerzen fehlen, klinisch kaum von anderen Infektionen zu unterscheiden. In Hausarztpraxen sei die Diagnose deshalb sehr schwierig, gerade wenn keine Fernreise in der Anamnese auftauche.
Zur Prophylaxe sind inzwischen zwei Chikungunya-Impfstoffe verfügbar: Der Totimpfstoff Vimkunya® und der attenuierte Lebendimpfstoff Ixchiq®. Beide sind für Personen ab zwölf Jahren zugelassen und erfordern eine einmalige Impfung.
Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt die Impfung seit Kurzem für Reisende ab zwölf Jahren, die Chikungunya-Ausbruchsgebiete besuchen wollen. Ebenfalls empfohlen wird die Impfung bei geplanten Aufenthalten für länger als vier Wochen oder wiederholten Kurztrips in Endemiegebiete, sofern zusätzlich ein erhöhtes Risiko für schwere Verläufe besteht, etwa bei chronischen Erkrankungen.
Kremsner plädierte hier für eine gewisse Großzügigkeit, da das Virus in den Tropen fast überall kursiere, nicht nur in akuten Ausbrüchen. Die Bevölkerung in Deutschland prophylaktisch – für den Fall von autochthonen Übertragungen – gegen Chikungunya zu impfen, hält er dagegen für unnötig. Auch die französischen Behörden setzten den Impfstoff vor allem in ihren stark betroffenen Überseegebieten wie La Réunion ein und nicht in Frankreich selbst.
»Insgesamt besteht in Deutschland kein Grund zur überhöhten Sorge«, machte Wilking deutlich. Ausbrüche von Tropenkrankheiten würden als Problem in Europa zwar zunehmen, aber nicht dasselbe Ausmaß erreichen wie etwa in Thailand oder Brasilien.