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Neugeborene

Mit Stuhlfarbkarte schwere Lebererkrankung erkennen

Nach der Geburt ihres Kindes erhalten Eltern in Deutschland das sogenannte Gelbe Heft. In diesem Kinderuntersuchungsheft des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) können Ärzte die Vorsorgeuntersuchungen U1 bis U9 dokumentieren. Nun wurde es um eine Stuhlfarbkarte erweitert, mit der Eltern und Hebammen die Stuhlfarbe des Babys abgleichen können, um Anzeichen auf eine schwere Lebererkrankung rechtzeitig zu erkennen.
Laura Rudolph
15.02.2024  16:00 Uhr

»Die neue Stuhlfarbkarte auf Seite 14 des Gelben Heftes soll eine Hilfe sein, auffällige Farben des Windelinhalts zu erkennen. Sie dient der Früherkennung einer gefährlichen Lebererkrankung, eines Verschlusses der Gallengänge, Gallengangatresie genannt«, erklärt Professorin Dr. Sibylle Koletzko von der Universitätskinderklinik München in einer Pressemitteilung der Stiftung Kindergesundheit. Das Gelbe Heft mit Stuhlfarbkarte können Ärzte seit November 2023 bestellen.

Die Farbskala der Karte umfasst die Stufen 1 bis 4 (gesunder Stuhl) und 5 bis 7 (auffälliger Stuhl). Gesunder Stuhl ist in den ersten Tagen nach der Geburt normalerweise dunkelgrün bis schwärzlich, geruchlos und zäh, erklärt die Stiftung. Er besteht hauptsächlich aus verdautem Fruchtwasser, abgestoßenen Darmzellen und eingedickter Galle. Nach ein paar Lebenstagen sondert der Säugling gelblichen, orangenen bräunlichen oder grünlichen Stuhl ab. Farbnuancen, Geruch und Konsistenz können variieren, je nachdem, ob gestillt wird oder nicht. Hellhörig werden sollten Eltern bei hellem bis farblosem Stuhl. Dieser kann eine gefährliche Lebererkrankung anzeigen.

Gallengangatresie: selten, aber lebensgefährlich

Pro Jahr erkranken in Deutschland etwa 35 Babys an einer Gallengangatresie. Diese ist damit sehr selten – aber lebensgefährlich. »Bei der Erkrankung kommt es schon vor oder um die Geburt zu einer entzündlichen Verengung und schließlich zum Verschluss der Gallenwege, die von der Leber zum Darm führen. So kann die Gallenflüssigkeit, die verschiedene Abbauprodukte und Körpergifte enthält, nicht mehr in den Darm abfließen«, erklärt Koletzko. In der Folge staut sich die Galle in die Leber zurück und kann innerhalb weniger Wochen zu einer Leberzirrhose führen.

»Eine sehr frühzeitige Erkennung bietet die Chance, die Zerstörung der Leber zu verhindern«, so die Kinder- und Jugendärztin. Hierbei hilft ein Farbvergleich mit der neuen Stuhlfarbkarte: Da die stark grün gefärbte Galle bei einer Gallengangatresie nicht mehr dem Darm zufließt, färbt sich der Stuhl zunehmend heller. Er erscheint gräulich oder lehmfarben bis hellgelb-weißlich.

»Die fehlende Farbe bedeutet, dass etwas mit der Galleausscheidung nicht funktioniert. Es gelangt kein Gallenfarbstoff aus der Leber in den Darm des Kindes und es besteht Verdacht auf einen Verschluss der Gallengänge oder eine andere Lebererkrankung mit Gallestau«, erklärt Koletzko weiter. Bei auffälligem Stuhl sollten Eltern mit ihrem Kind innerhalb von 24 Stunden zum Arzt gehen. Die Stiftung Kindergesundheit empfiehlt, die entsprechende Windel mitzunehmen beziehungsweise den Stuhl bei guter Beleuchtung zu fotografieren.

Liegt tatsächlich eine Gallengangatresie vor, ist eine rasche Operation notwendig, um den Gallenfluss wiederherzustellen. Erfolgt die OP innerhalb des ersten Lebensmonats, liege die Chance, dass das Baby mit eigener Leber groß wird, bei mehr als 50 Prozent, so die Stiftung Kindergesundheit. Wird die Störung des Gallenabflusses nicht frühzeitig beseitigt, führe sie dagegen innerhalb von Monaten bis drei Jahren zum Leberversagen und die Kinder benötigten früher oder später eine neue Leber.

Augen und Urin geben weitere Hinweise

Weiterhin können ein dunkel verfärbter Urin sowie eine Gelbsucht (gelbe Augen und Haut), die länger als 14 Tage anhält, eine Lebererkrankung bei Neugeborenen anzeigen. Bei einem Gallenstau geht Bilirubin, ein gelb gefärbtes Abbauprodukte des Blutfarbstoffs, zurück ins Blut über und lagert sich in Haut und Augen ab. Ausgeschieden wird es über den Urin. Im Verdachtsfall sollte der Säugling ärztlich untersucht und es sollten gegebenenfalls Urin- und Blutproben analysiert werden.

Zudem sollten Eltern ihre Hebammen bitten, die Augen des Babys mit zwei Wochen (wenn es nicht gestillt wird) und sonst mit drei Wochen anzuschauen, rät die Stiftung. Ist das Augenweiß noch gelb gefärbt, sollte umgehend eine Blutuntersuchung erfolgen, um die Gesundheit des Kindes zu schützen. Mehr Informationen zu Lebererkrankungen finden sich online auf den Seiten der Selbsthilfeorganisationen Deutsche Leberhilfe und Leberkrankes Kind.

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