Mit steigenden Temperaturen vermehren sich Vibrionen |
Da sich Vibrionen erst ab etwa 20 Grad Wassertemperatur stark vermehren, spielt es eine große Rolle, dass sich die Gewässer im Zuge der Klimakrise erwärmen. »Häufigere und längere Wärmeperioden, wie sie zukünftig auch in nördlichen Breitengraden zu erwarten sind, begünstigen das Vorkommen von NCV sowohl in deutschen Küsten- als auch in Binnengewässern«, heißt es vom RKI. Die Ostsee sei eines der sich am schnellsten erwärmenden Meeresökosysteme weltweit.
Hinzu komme eine mögliche Erhöhung der Salzkonzentration in flachen Badegewässern durch verstärkte Verdunstung. In der Folge könnten immer mehr Gewässer optimale Lebensbedingungen für Vibrionen bieten. »Eine klimabedingte Verlängerung der Saison, in der mit hohen NCV-Konzentrationen gerechnet werden muss, verlängert zudem auch die Phase, in der Menschen mit den Erregern in Kontakt kommen können.« In der Summe sei mit einem weiteren Anstieg der Infektionszahlen in den kommenden Jahren zu rechnen.
Vibrio-Bakterien sind weltweit ein natürlicher Bestandteil mikrobieller Meer- und Süßwassergemeinschaften. Mehr als 150 Arten sind nach RKI-Angaben bekannt, wovon etwa ein Dutzend dem Menschen schaden können. Die bekannteste Spezies ist Vibrio cholerae, der Erreger der Cholera. Er ist vor allem in Ländern mit einem Mangel an sauberem Trinkwasser ein Problem. In Deutschland spielt dieses Bakterium fast nur bei Reiserückkehrern eine Rolle. Erst im Februar wurden allerdings Cholerafälle erfasst, die durch importiertes, mit den Bakterien verunreinigtes Quellwasser aus Äthiopien verursacht wurden, wie es im RKI-Bulletin heißt. Einer der drei Patienten wurde intensivmedizinisch behandelt, alle erholten sich. Ähnliche, auf eingeführte Lebensmittel zurückgehende Infektionen hatte es zuvor schon gegeben.