Mit Märchen über guten Schlaf aufklären |
Jennifer Evans |
10.01.2025 07:00 Uhr |
So früh wie möglich eine gute Schlafhygiene zu erlernen, kann nicht schaden. Märchen können Eltern bei der Vermittlung helfen. / © Adobe Stcok/Pixel-Shot
Märchen helfen Kindern nicht nur beim Einschlafen, sondern bieten Eltern auch die Möglichkeit, mit ihren Kleinen über gesunden Schlaf zu sprechen. Welche Anregungen dafür in der Kinderliteratur stecken, berichten Forschende um Dr. Megan Thomas von der Abteilung Entwicklungspädiatrie der kanadischen Dalhousie Universität im »British Medical Journal«.
Die Geschichte von Schneewittchen (in der Disney-Version) beispielsweise veranschaulicht einige der Folgen von gestörtem Schlaf. Einige der sieben Zwerge leiden unter Schnarchen und Atemwegsobstruktion, die aufgrund des obstruktiven Schlafapnoesyndroms entstehen können und letztlich zu qualitativ schlechterem Schlaf führen. Noch dazu trete die partielle Verengung der oberen Atemwege häufig bei Achondroplasie auf, also bei Kleinwüchsigkeit, schreiben die Autoren.
Im Märchen passen demnach schon die Namen der Zwerge zu einigen der Probleme, die auf Schlafschwierigkeiten zurückzuführen sind: Grumpy (Reizbarkeit), Sleepy (Müdigkeit), Bashful (schwächere soziale Fähigkeiten). Probleme mit Aufmerksamkeit und Wortflüssigkeit seien ebenfalls bekannte Phänomene in diesem Zusammenhang und könnten die Sprachprobleme des Zwergs Docs erklären, heißt es. Sneezy dagegen leidet möglicherweise unter Allergien, die zu seiner Atemwegsobstruktion führen. Zudem wäre es möglich, dass der Schlafmangel sein Immunsystem geschwächt hat.
Die schlaflosen Nächte der Prinzessin auf der Erbse könnten dem Wissenschaftlerteam zufolge auf eine Autismus-Spektrum-Störung hinweisen. Bei dieser Erkrankung kämen sensorische Empfindlichkeiten häufig vor, ebenso wie Schlafstörungen. Immerhin habe die Prinzessin sogar unter den 20 Matratzen und 20 Federbetten die Unannehmlichkeiten der Erbe gespürt.
Als ein positives Beispiel nennen die Forschenden das Märchen von Goldlöckchen und den drei Bären. Es zeigt, wie eine ideale Umgebung gesunden Schlaf fördert. In der Geschichte wählt das Mädchen nämlich das bequemste Bett in einem Zimmer, das weder zu warm noch zu kalt, dunkel und ruhig ist. Genauso sollte es laut der Studie sein.
Weniger entspannt schläft hingegen Peter Pan. Er berichtet von schmerzhaften Träumen, die wahrscheinlich auf Albträume oder Nachtangst hindeuten. Während der Lektüre würden Leserinnen und Leser mit den Symptomen von Parasomnien vertraut gemacht, so die Autoren. Diese unerwünschten Verhaltensweisen während des Schlafes wie Schlafwandeln, verwirrtes Aufwachen oder Nachtangst tauchten insbesondere in der Kindheit auf, erklären sie.
Faktoren wie Stress, Trennungsangst oder Schlafentzug tragen demnach zu Parasomnien bei. Das deckt sich mit den Erfahrungen der Figur Peter Pan, der unter anderem von der Familie verlassen worden und den Gefahren von Kapitän Hook und seiner Mannschaft ausgesetzt ist.
Außerdem zeigen die Abenteuer des Jungen, wie gesunder Schlaf zur Konsolidierung des Gedächtnisses und zu guter Stimmung beiträgt. So räumt Mrs. Darling jede Nacht die Erinnerungen ihrer schlafenden Kinder auf und verstaut sie gut, um am Ende nur die glücklichsten Gedanken für den nächsten Tag in den Köpfen der Kleinen zurückzulassen.