Mit Getöse durch die Würzburger Innenstadt |
Cornelia Dölger |
14.06.2023 15:00 Uhr |
Warum zum Beispiel sollte der Wunsch nach einer Honorarerhöhung legitim sein? Weil diese Erhöhung überfällig sei und im Übrigen die GKV-Finanzen nicht überstrapaziere, so Sax. Sie stelle nur einen Bruchteil der GKV-Gesamtausgaben dar. Für die Apothekenvergütung mussten die Kassen demnach im vergangenen Jahr 2 Prozent ihrer Gesamtausgaben berappen – während ihre Verwaltungsausgaben mit mehr als 4 Prozent deutlich höher ausfielen. »Wir sind also nicht die Kostentreiber«, ruft Sax unter Applaus in die Menge.
Dann spricht er weitere neuralgische Punkte an. Den auf zwei Euro erhöhten Kassenabschlag zum Beispiel, also Geld, das die Apotheken den Kassen gewähren müssen und das von ihrem Fixum abgeht. Oder die derzeit im geplanten Lieferengpassgesetz vorgesehenen 50 Cent pro Engpassfall. »Da muss ich aufpassen, dass ich nicht ausfällig werde«, sagt Sax. »Das ist der Witz schlechthin.« Deutlicher könne die Politik ihre Missachtung der Apothekerarbeit nicht zum Ausdruck bringen. Applaus, Johlen, Pfiffe.
»Halten Sie uns Apothekern die Stange«, ruft Sax. Patienten könnten ihre Apotheke vor Ort unterstützen, wenn diese mit Lieferengpässen zu kämpfen habe. Etwa indem sie sich früh um die Folgerezepte für ihre Dauermedikation kümmerten, sodass die Apotheken mehr Spielraum bekämen. Oder indem sie den Apotheken eben treu blieben und nicht auf Versender auswichen. Um die Demonstrierenden herum schauen und hören Passanten den Ausführungen zu. Zu Mittag läuten die Glocken der Marienkirche und übertönen den Redner, der deshalb kurz pausieren muss. »Ich freue mich ja, dass wir Hilfe von ganz oben bekommen«, sagt er und lacht.
Am Rande halten drei PTA-Auszubildende ein Plakat in die Höhe. Darauf steht: »Wir streiken nicht – wir kämpfen für Ihre Zukunft.« Sie hätten ihren Beruf gewählt, weil er abwechslungsreich sei und es Spaß mache, Menschen zu helfen. Angesichts der dramatischen Lieferschwierigkeiten bei vielen wichtigen Arzneimitteln sei die Stimmung bei den Patienten aber oftmals schlecht. Viele ließen ihren Frust darüber am Apothekenpersonal ab. Es gibt aber auch andere Beispiele. »Viele Menschen sind dankbar, wenn wir ihnen trotz Lieferengpässen doch helfen können«, sagt Anna-Lena Czajka, eine der Schülerinnen. Darum sind sie heute hier. Weil sie sich für sich und ihre Patienten eine gesicherte Zukunft wünschen.