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Geburtseinleitung

Misoprostol-Präparat zugelassen und bald verfügbar

In Kürze wird in Deutschland ein zugelassenes orales Misoprostol-Präparat zur Geburtseinleitung auf den Markt kommen. Damit soll die Diskussion um Risiken des Off-Label-Einsatzes des Medikaments enden.
AutorKontaktBrigitte M. Gensthaler
Datum 06.08.2021  13:00 Uhr

Das Prostaglandin-E1-Analogon Misoprostol wurde ursprünglich zur Prävention und Behandlung von gastroduodenalen Ulzera (Cytotec®) entwickelt, wird aber seit Jahrzehnten auch zur Geburtseinleitung verwendet – in Deutschland off Label, also ohne entsprechende Zulassung. Dies erfordert, wie bei jedem Off-Label-Einsatz, eine sorgfältige Aufklärung der Frau über potenzielle Nebenwirkungen wie uterine Überstimulationen und Uterusrupturen.

Im März 2020 erschien dazu ein Rote-Hand-Brief, in dem das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) ausdrücklich darauf hinweist, dass Cytotec nicht zur Geburtseinleitung zugelassen ist und die 200-µg-Tabletten nicht für eine Teilung konzipiert sind. Dieses Problem ist ab 1. September gelöst. Dann werden für die Geburtseinleitung zugelassene Tabletten mit 25 µg Misoprostol auf dem deutschen Markt eingeführt, berichtete Hersteller Norgine bei der Launch-Pressekonferenz von Angusta®. Zugelassen ist das Präparat seit September 2020. In Österreich ist es bereits seit einigen Monaten verfügbar.

Misoprostol kann oral und vaginal bei unreifem und reifem Gebärmutterhals (Zervix) eingesetzt werden. Es sei das effektivste Medikament zur Geburtseinleitung bei unreifem Zervixbefund und solle oral appliziert werden, heißt es in der gemeinsamen Leitlinie der Deutschen, Österreichischen und Schweizerischen Gesellschaften für Gynäkologie und Geburtshilfe zur Geburtseinleitung (AWMF 015–088). Im Vergleich zur vaginalen Anwendung von Prostagladin E2 (Dinoproston) führe Misoprostol zu höheren Raten an Geburten innerhalb von 12 und 24 Stunden, ohne das Risiko für Komplikationen zu erhöhen, schreiben die Autoren der im Dezember 2020 veröffentlichten Leitlinie. Zudem sei die Wahrscheinlichkeit eines Kaiserschnitts geringer.

Exakt dosieren

Ein Problem bei der Off-Label-Anwendung war die exakte Dosierung. Dieses ist mit dem zugelassenen Fertigpräparat gelöst. Laut Fachinformation soll die Frau entweder eine Tablette (à 25 µg) alle zwei Stunden oder zwei Tabletten alle vier Stunden einnehmen, pro Tag maximal 200 µg. Gemäß der Leitlinie sind Erstgaben über 50 µg und Einzelgaben über 100 µg zu vermeiden. Das bislang genutzte Präparat Cytotec steht nur als 200-µg-Tablette zur Verfügung.

Dagegen werde am Kepler-Universitätsklinikum Linz gewichtsabhängig dosiert, berichtete Dr. Patrick Stelzl, der dort als Leitender Oberarzt in der Geburtshilfe tätig ist. Frauen mit einem BMI unter 35 bekämen am ersten Tag 50 µg bis zu dreimal täglich im Abstand von vier Stunden. Tritt keine ausreichende Wehentätigkeit oder Zervixreifung ein, wird diese Dosis an den Tagen 2 und 3 bis zu viermal gegeben (bis zur suffizienten Wehentätigkeit oder Zervixreifung). Frauen mit einem BMI über 35 bekämen die höhere Tagesdosierung von Anfang an.

»Nach ersten Daten erreichten 89 Prozent der Frauen damit innerhalb von zwei Tagen eine ausreichend reife Zervix«, berichtete der Gynäkologe. 79 Prozent entbanden vaginal, bei jeder fünften war eine Schnittentbindung (Sectio) nötig. Bisher habe es keine Hinweise gegeben auf ein erhöhtes Risiko von pathologischen Verläufen im Kardiotokogramm (CTG) aufgrund uteriner Hyperstimulation oder von ungüngstigen Befunden beim Neugeborenen. Weitere Studien seien geplant, auch zur Dosierung bei hohen BMI-Klassen.

Droht eine Versorgungslücke?

Stelzl sieht ein Problem, wenn hoch dosierte Misoprostol-Präparate vom Markt verschwinden, denn es gebe durchaus Indikationen für die Hochdosis. Weltweit und auch in Deutschland wird Cytotec beispielsweise verwendet zur Vorbereitung von Eingriffen an der Gebärmutter, zur Behandlung von Fehlgeburten und bei starken Blutungen nach einer Geburt.

Aufgrund seiner Wirksamkeit bei Fehlgeburten und bei lebensbedrohlichen Blutungen nach der Geburt hat die Weltgesundheitsorganisation Misoprostol bereits vor Jahren auf die Liste der unentbehrlichen Medikamente gesetzt, weil es Frauen vor einem gesundheitlichen Schaden und sogar vor dem Verbluten schützen kann. Anfang April 2021 hatte die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe gemeinsam mit anderen Fachverbänden auf die drohende Versorgungslücke hingewiesen. 

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