| Jennifer Evans |
| 17.07.2024 08:00 Uhr |
Janosch Dahmen (Grüne) ist der Auffassung, dass in deutschen Offizinen Pragmatiker zu finden sind, die an Lösungen arbeiten. / Foto: Grüne im Bundestag, S. Kaminski
Der Gesundheitspolitiker Janosch Dahmen hält das geplante Apotheken-Reformgesetz (ApoRG) für die »wohl größte Reform der vergangenen Jahre«. Das machte er Anfang der Woche bei einer Talkrunde deutlich, die AByou organisiert hatte.
Für Dahmen steht fest, wie er im Nachgang der Veranstaltung gegenüber der PZ sagte: »Die Apotheke spielt auch in Zukunft eine wichtige Rolle in der Versorgung gerade älterer Menschen. Sie vermittelt das Gefühl von Verlässlichkeit, Erreichbarkeit und löst viele alltagspraktische Probleme im Gesundheitswesen.« Insbesondere die Coronavirus-Pandemie habe wie in einem Brennglas gezeigt, dass in den Apotheken Pragmatikerinnen und Pragmatiker an Lösungen arbeiteten. Doch klar sei auch, das Berufsfeld werde sich »sehr stark« verändern.
Im Rahmen der Veranstaltung lobte der promovierte Mediziner den Berufstand: »Für mich sind die Apothekerinnen und Apotheker wichtige Kollegen im Gesundheitswesen mit einem breiten Heilberufsverständnis. Sie können, was sie machen und machen das gut.«
Bewusst sei ihm auch, dass die politische Debatte oft nur die Apotheken vor Ort meine. »Das Potenzial der Berufsgruppe wird zu wenig gesehen. Das sollte Gegenstand der Reform sein«, hob er hervor. Auch der Fachkräftemangel der PTA müsse von allen Beteiligten zusammen angegangen werden, dazu gehörten auch mehr Kompetenzen, Verantwortung und Anerkennung.
Was die Zweigapotheken angeht, hat Dahmen eine klare Haltung. Seiner Ansicht nach stellen sich für unterversorgte Gebiete zukünftig die Fragen: »Vor-Ort-Apotheke inklusive Telepharmazie oder nur noch Versandhandel? Lieber eine kleine moderne als gar keine Apotheke in der Nähe?« Falsch wäre es in seinen Augen, wenn allein der Versandhandel die Versorgung in unterversorgten Regionen übernehmen würde.
»Mir ist klar, dass wir mit der Reform nicht alle Probleme lösen. Zum Beispiel im Bereich der Palliativ-Versorgung in ländlichen Gebieten. Begleitende Maßnahmen werden dort nötig sein.« Das wäre aber auch der Fall, wenn eine Apotheke ganz schließe, sagte er.
Grundsätzlich wertet er die Reformpläne als Möglichkeit für den Berufsstand. »Es ist ja nicht vorgesehen, dass Apotheken gezwungen sind, solche digitalen Versorgungsangebote zu machen. Wer will, darf, aber keiner muss Telepharmazie anbieten.« Dahmen ist jedenfalls der Auffassung, dass wir hierzulande qualifiziertes Personal effizient nutzen sowie auch den Beruf der PTA aufwerten sollten. Das sei auch für PTA eine Chance und »keine Bedrohung«, wie er betonte.
In den Augen des Grünen-Politikers ist »die größte Gefahr« für die Vor-Ort-Apotheke »nicht die Politik, sondern absehbar die Tech-Giganten, Plattform-Ökonomie und der Versandhandel.«
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