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Petra Köpping (SPD) bei Phoenix

Ministerin fordert Engpass-Monitoring in Apotheken

Während eines Rundgangs beim pharmazeutischen Großhändler Phoenix in der Niederlassung Leipzig hat sich die Sächsische Staatsministerin für Soziales und Gesellschaftlichen Zusammenhalt Petra Köpping (SPD) über die aktuelle Lieferengpass-Situation informiert. Unter anderem soll ein Monitoringsystem regionale Engpässe identifizieren.
Melanie Höhn
21.02.2023  09:00 Uhr

Das Thema Lieferengpässe beschäftigt das Ministerium von Petra Köpping (SPD) schon seit einigen Wochen, sagte sie beim Besuch des Großhändlers Phoenix in Leipzig am gestrigen Montag. Köpping betonte, dass der Freistaat den Apotheken hinsichtlich der Lieferprobleme entgegengekommen sei und viele Dinge unternommen habe, um die Situation zu verbessern: etwa veränderte Öffnungszeiten der Apotheken im ländlichen Raum oder den Austausch der Apotheken untereinander. In den vergangenen Wochen hatte die Ministerin viele Gespräche mit Apotheken geführt, um sich über die aktuelle Lage zu informieren. Auch mit dem Großhandel sei besprochen worden, welche Erleichterungen beim Thema Lagerung und Transport möglich sind. 

Köppings neuer Vorschlag, den sie im Vorfeld des Rundgangs bei Phoenix erläuterte, um die Lieferengpässe in den Griff zu bekommen: Ein eigenes Monitoring – angesiedelt beim Apothekerverband oder der Apothekerkammer – zu etablieren, um die Lage in den Offizinen zu überblicken und regionale Engpässe zu identifizieren. Der Austausch der Apotheken untereinander sei deshalb ganz wichtig. »Pragmatisches Handeln ist angesagt«, sagte sie. Zudem gebe es schon seit längerer Zeit eine Arbeitsgruppe aus Landesärztekammer, Apothekerverband und -kammer, die sich miteinander verständige. Diese könne auch um den Großhandel erweitert und zu gegebener Zeit zu einer Task Force umgewandelt werden, »wenn ein Patient an irgend einer Stelle nicht versorgt wird«, so Köpping. 

8-prozentige Defektquote

Auch Thomas Porstner, Geschäftsführer des Bundesverbands des pharmazeutischen Großhandels (Phagro), ist sich der derzeitigen Lage durchaus bewusst: »Wir kooperieren mit dem Sächsischen Staatsministerium in Bezug auf die akute, teilweise dramatische Situation hinsichtlich der bestehenden Lieferengpässe«, sagte er. Porstner sei dankbar für die Initiativen, die seitens der Bundesregierung, aber auch in den Ländern ergriffen werden. »Wir sehen das als notwendige parallele und additive Maßnahmen«, so der Phagro-Chef. »Wir zeigen unsere Bereitschaft einer möglichen Taskforce und möglichen Gesprächen auf der Arbeitsebene, weitere Maßnahmen zu besprechen.« Der Zuschuss von 50 Cent für Apotheken, um die Lieferengpässe zu verwalten, kann laut Porstner »nur ein erster Schritt« sein. Ebenso sei die derzeitige Vergütung der Großhändler für den Aufwand nicht angemessen. 

Karl-Heinz Berschet, Operations Director bei Phoenix, resümierte, dass es noch immer eine knapp 8-prozentige Defektquote im Unternehmen gebe – der Höchststand im Dezember 2022 waren 8,5 Prozent. »Uns tut die Liefersituation seit einem Jahr richtig weh. Wir müssen schauen, dass wir in eine bessere Versorgung hineinkommen«, sagte er. »Im Moment ist die Situation richtig toxisch«. Teilweise würden die Produkte gar nicht erst ins Lager kommen, sondern werden von der Palette wegkommissioniert. Besonders problematisch sei es, dass im Bereich der Krebsmedikamente Produkte fehlen. Doch auch bei Antibiotika und Fiebersäften sei die Lage noch angespannt. Er betonte zudem: »Wir müssen es wirklich schaffen, einen Vorrat für drei Monate anzulegen«, damit Medikamente lieferbar bleiben. »Wichtig für uns ist, dass wir die Ware überhaupt haben.« Köpping befürwortete zudem eine längere Bevorratung der pharmazeutischen Hersteller: Dies sei »ein ganz wichtiger Faktor, um die Produktionssicherheit und damit die Versorgungssicherheit wirklich herzustellen«. 

Produktion vor Ort macht unabhängig

Die dringendste Frage der Ministerin, ob jeder Patient, der ein Medikament braucht, dieses auch bekommt, konnte bei dem Besuch bejaht werden. Bislang konnten laut Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) Therapiealternativen gefunden werden und es sei nicht zu Therapieausfällen gekommen. Tenor des Besuchs: Es könne nicht für die Zukunft gesagt werden, dass es dabei bleiben wird, denn die grundlegende Problematik bestehe fort. Derzeit sind Lieferengpässe für 424 Arzneimittel zu verzeichnen.

Köpping erklärte zudem, dass die Produktionsbedingungen in Sachsen für die Ansiedlung von pharmazeutischen Herstellern sehr günstig seien und es schnelle Genehmigungsverfahren gebe. »Vor Ort produzieren heißt, dass man unabhängiger ist, wenn es internationale Krisen gibt. Das sind alles Dinge, die ich heute mitnehme«, sagte sie im Nachgang des Rundgangs. »Es ist richtig und wichtig, dass bestimmte Preise, die in Deutschland gedeckelt waren, wieder aufgehoben werden. Das heißt, dass es sich für Produzenten lohnt, wieder Produkte in Sachsen und in Deutschland herzustellen«, so Köpping weiter. 

Vernünftiges Agieren wichtig

Des Weiteren sieht Köpping die Rabattverhandlungen durch die Krankenkassen, »die den Preisdeckel, den man jetzt aufgehoben hat, wieder einführen, weil sie das günstigste Medikament kaufen«, kritisch. »Dort gibt es noch Nachholbedarf, das muss noch geändert werden, damit sich Produktion und damit Medikamentenversorgung in Deutschland wieder lohnt.« Es sei ein »vernünftiges Agieren zwischen der Preisspirale und dem, was der Patient bezahlen kann«, notwendig. »Aber es muss sich eben auch Produktion lohnen.« Berschet stimmte diesen Gedanken zu und befürwortete die Ansiedlung von Produktion und Wirkstoffen in Deutschland. 

Pandemie, Krieg, Krisen: »Es ist wichtig, dass sich Europa stabilisiert«, resümierte die Ministerin. Billigmentalität habe ihren Preis und man müsse immer die Auswirkungen von Globalisierung sehen. Letztlich seien viele neue Reformen im Gesundheitswesen nötig und es gebe viele Baustellen, die man gleichzeitig lösen müsse. Dennoch dauere alles seine Zeit: »Im Bereich der medizinischen Versorgung sind ganz dicke Bretter zu bohren«. 

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