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Prospektive Studie

Milch kann Darmkrebsrisiko senken

Eine umfangreiche britische Untersuchung stützt die Annahme, dass Milch und manche Milchprodukte das Risiko für Dickdarmkrebs bei Frauen verringern können. Vermutlich liegt es an einem bestimmten Inhaltsstoff.
dpa
13.01.2025  15:00 Uhr

Ein Glas Milch (200 Gramm) pro Tag senkt den Studienergebnis zufolge das Erkrankungsrisiko für Dickdarmkrebs im Mittel um etwa 14 Prozent, 50 Gramm Joghurt um 8 Prozent – wohl vor allem wegen des enthaltenen Calciums, berichten die Forschenden in der Fachzeitschrift »Nature Communications«. Auch Vollkornprodukte, Obst und einzelne Vitamine haben demnach wahrscheinlich einen schützenden Effekt.

Hingegen können Alkohol sowie rotes und verarbeitetes Fleisch das Darmkrebsrisiko erhöhen, wie das Team um Keren Papier von der Universität Oxford (Großbritannien) bestätigt. Die Daten zeigen einen statistisch herausgearbeiteten, keinen kausal nachgewiesenen Zusammenhang.

Von 1996 bis 2001 hatten sich etwa 1,3 Millionen Frauen in England und Schottland an der »Million Women Study« beteiligt, nachdem sie an einem Screening zur Vorbeugung von Brustkrebs teilgenommen hatten. Sie füllten einen detaillierten Fragebogen aus und schilderten ihre Nahrungsaufnahme über einen Zeitraum von sieben Tagen. Wegen unvollständiger Daten und aus anderen Gründen wurden zahlreiche Teilnehmerinnen von der Datenauswertung ausgeschlossen. Es blieben Daten von 542.778 Frauen übrig, die nach jeweils drei bis fünf Jahren erneut befragt wurden.

In einem Zeitraum von durchschnittlich knapp 17 Jahren erkrankten 12.251 (2,26 Prozent) der Teilnehmerinnen an Darmkrebs. Die Forschenden um Papier schauten sich nun mögliche Zusammenhänge zu 97 Ernährungsfaktoren an. Sie ermittelten 17 Faktoren, die den Daten zufolge eine statistisch signifikante Wirkung auf das Darmkrebsrisiko haben.

Calcium als wichtiger Einflussfaktor

Den größten positiven Effekt erzielte Calcium mit einer Verringerung des Risikos um im Mittel etwa 17 Prozent je 300 Milligramm am Tag. Calcium scheint in hohem Maße an der schützenden Wirkung von Milch und Milchprodukten beteiligt zu sein: Wurde der Effekt von Calcium statistisch herausgerechnet, war die positive Wirkung von Milch und Milchprodukten deutlich geringer. Dies galt auch für in Milch enthaltene Nährstoffe wie Vitamin B2, Magnesium, Kalium und Phosphor.

»Die wahrscheinliche Schutzfunktion von Kalzium kann mit seiner Fähigkeit zusammenhängen, sich an Gallensäuren und freie Fettsäuren im Dickdarmlumen zu binden und so deren potenziell krebserregende Wirkung zu verringern», erläutern die Wissenschaftler. Außerdem deuteten frühere Forschungsergebnisse darauf hin, dass Calcium die Darmschleimhaut schützt.

Auf Obst und Vollkornprodukte setzen

Weitere Lebensmittel und Nährstoffe, die das Darmkrebsrisiko reduzieren (wenn auch in geringerem Maße) sind der aktuellen Auswertung zufolge Frühstücksflocken, Obst, Vollkornprodukte, Ballaststoffe, Folsäure und Vitamin C.

Bereits 20 Gramm Alkohol pro Tag hingegen erhöhen das Darmkrebsrisiko demnach im Mittel um etwa 15 Prozent. Bei rotem sowie bei verarbeitetem Fleisch wie etwa Wurst können es bei 30 Gramm pro Tag etwa 8 Prozent mehr sein. Wissenschaftler vermuten, dass die schädliche Wirkung von Alkohol mit der Produktion von Acetaldehyd im Zuge des Stoffwechsels zusammenhängt. In hoher Konzentration fördert Acetaldehyd Zellmutationen und erhöht die Bildung krebserregender reaktiver Sauerstoffprodukte.

Krebsspezialist: Ergebnisse dürften auch für Männer gelten

Mehr als 5 Prozent der Menschen in Deutschland erkranken nach Krebsregister-Zahlen im Laufe ihres Lebens an Darmkrebs, der die dritthäufigste Tumorerkrankung in Deutschland ist. Professor Dr. Rudolf Kaaks vom Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg sieht die neue Untersuchung als gut durchgeführte Analyse an. »Die Studie bestätigt frühere, ähnliche Befunde, beispielsweise in der europäischen «Epic»-Studie«, erklärt der Leiter der Abteilung Epidemiologie von Krebserkrankungen. Er geht davon aus, dass die Ergebnisse auch für Männer gelten.

Das Forschungsprojekt untermauere bisherige Erkenntnisse zur ernährungsbedingten Beeinflussung von Darmkrebs. Die positive Wirkung von Milch und Calcium sei jedoch stärker ausgeprägt als nach früheren Studien.

Kaaks verweist auch auf eine Studie in Heidelberg von 2011, an der er selbst beteiligt war, und in der sich ebenfalls eine positive Wirkung von Calcium zeigte. Allerdings war die Verringerung des Risikos damals nicht statistisch signifikant.

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