Pharmazeutische Zeitung online
Prophylaxe

Metaanalyse bestätigt gute Wirksamkeit der Migräne-Antikörper

Um Attacken bei chronischer Migräne zu verhindern, kommen unter anderem Topiramat, Botulinumtoxin und seit einigen Jahren auch CGRP-Antikörper zum Einsatz. Eine Metaanalyse untersuchte nun, was am besten schützt.
Christiane Berg
30.03.2022  07:00 Uhr

Eine im Fachjournal  »Cephalalgia« veröffentlichte österreichische Literatur-Recherche hat sich die Studienlage zu den drei am häufigsten Prophylaktika bei chronischer Migräne angesehen: das Antikonvulsivum Topiramat (1989 Patienten), das Neurotoxin Botulinumtoxin A (2472 Patienten) oder aber den CGRP-Rezeptor-Antikörper Erenumab beziehungsweise die CGRP-Antikörper Eptinezumab, Erenumab oder Galcanezumab (13.302 Patientinnen). Insgesamt flossen 32 Studien in die Auswertung ein. Enthalten waren nur solche, bei denen die Betroffenen eine Halbierung der Häufigkeit ihrer Migräneattacken beziehungsweise der mittleren Zahl monatlicher Migränetage beschrieben.

»Topiramat erwies sich als etwas effektiver als die Antikörper; Botulinumtoxin Typ A hingegen war nur halb so wirksam«, resümiert die Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN) in einem aktuellen Statement. »Dies lag wahrscheinlich daran, dass auch Studien mit Patientinnen und Patienten mit episodischer Migräne berücksichtigt wurden, obwohl Botulinumtoxin A nur bei chronischer Migräne wirksam ist.« Die Abbruchrate bei den Studienteilnehmenden betrug bei monoklonalen Antikörpern 5,1 Prozent, bei Botox 3,4 Prozent und bei Topiramat dagegen 29,9 Prozent.

»Topiramat zeigte zwar rein zahlenmäßig die größte Effektivität, hatte aber mit fast 30 Prozent auch die bei Weitem höchste Rate an Therapieabbrüchen«, betont auch der Neurologie Professor Dr. Hans-Christoph Diener. Er resümiert: »Betrachtet man das Nutzen-Risiko-Profil, schneiden die monoklonalen Antikörper am besten ab.«

Besseres Verständnis ermöglicht neue Wirkstoffe

Die Entdeckung der bedeutenden Rolle des vasodilatorisch und inflammatorisch wirkenden Neuropeptids Calcitonin-Gene-Related Peptide (CGRP) in der Pathophysiologie der Migräne, so die DGN, habe sich als einer der größten Fortschritte in der Migräneforschung der vergangenen Jahrzehnte erwiesen.

Diese Entdeckung habe auch zur Entwicklung der neuen Substanzklasse der Gepante, also CGRP-Rezeptor-Antagonisten wie Rimegepant oder Ubrogepant geführt, die als kleine Moleküle oral zur Therapie und Prävention der Migräne auch in der EU bald zum Einsatz kommen könnten.

Unter dem Stichwort Migräneprophylaxe werden in der Leitlinie »Therapie der Migräneattacke und Prophylaxe der Migräne« aus dem Jahr 2019 als Mittel mit hoher Evidenz neben Topiramat die Betablocker Propranolol und Metoprolol, der Calciumantagonist Flunarizin, das trizyklische Antidepressivum Amitryptilin sowie das Antikonvulsivum Valproinsäure genannt, wobei letztere wegen ihrer teratogenen Eigenschaften bei Frauen im gebärfähigen Alter nur bei sicherer Verhütung verordnet werden darf.

Antikörper bislang erst, wenn andere Mittel nicht wirken

Zwar werden die Antikörper trotz ihrer von der DGN bereits in der Vergangenheit hervorgehobenen Effektivität nach wie vor nur in Ausnahmefällen vergütet. Viele Betroffene können jedoch von ihnen profitieren, wenn die bislang etablierten Migräne-Prophylaktika nur unzureichende Therapieeffekte zeigen oder unverträglich sind, betonte Diener.

Bereits im Addendum »Prophylaxe der Migräne mit monoklonalen Antikörpern« vom 10. Dezember 2020 machen die Autoren der Leitlinie deutlich, dass die relativ neuen Migräne-Antikörper eine Erweiterung der therapeutischen Optionen in der Migräneprophylaxe darstellen. Nach dem Beschluss des Gemeinsamen Bundesausschusses (GBA) sei eine Verordnung der monoklonalen Antikörper bei episodischer Migräne möglich, wenn mindestens fünf der Migräneprophylaktika aus den Wirkstoffgruppen der Betablocker, Calciumantagonisten, trizyklische Antidepressiva oder Antikonvulsiva unverträglich oder kontraindiziert sind. Gleiches gelte für Patienten mit chronischer Migräne, die nicht auf eine Therapie mit Botulinumtoxin A angesprochen haben.

Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
 
FAQ
SENDEN
Wie kann man die CAR-T-Zelltherapie einfach erklären?
Warum gibt es keinen Impfstoff gegen HIV?
Was hat der BGH im Fall von AvP entschieden?
GESAMTER ZEITRAUM
3 JAHRE
1 JAHR
SENDEN
IHRE FRAGE WIRD BEARBEITET ...
UNSERE ANTWORT
QUELLEN
22.01.2023 – Fehlende Evidenz?
LAV Niedersachsen sieht Verbesserungsbedarf
» ... Frag die KI ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln. ... «
Ihr Feedback
War diese Antwort für Sie hilfreich?
 
 
FEEDBACK SENDEN
FAQ
Was ist »Frag die KI«?
»Frag die KI« ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums versehen, in denen mehr Informationen zu finden sind. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung verfolgt in ihren Artikeln das Ziel, kompetent, seriös, umfassend und zeitnah über berufspolitische und gesundheitspolitische Entwicklungen, relevante Entwicklungen in der pharmazeutischen Forschung sowie den aktuellen Stand der pharmazeutischen Praxis zu informieren.
Was sollte ich bei den Fragen beachten?
Damit die KI die besten und hilfreichsten Antworten geben kann, sollten verschiedene Tipps beachtet werden. Die Frage sollte möglichst präzise gestellt werden. Denn je genauer die Frage formuliert ist, desto zielgerichteter kann die KI antworten. Vollständige Sätze erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer guten Antwort.
Wie nutze ich den Zeitfilter?
Damit die KI sich bei ihrer Antwort auf aktuelle Beiträge beschränkt, kann die Suche zeitlich eingegrenzt werden. Artikel, die älter als sieben Jahre sind, werden derzeit nicht berücksichtigt.
Sind die Ergebnisse der KI-Fragen durchweg korrekt?
Die KI kann nicht auf jede Frage eine Antwort liefern. Wenn die Frage ein Thema betrifft, zu dem wir keine Artikel veröffentlicht haben, wird die KI dies in ihrer Antwort entsprechend mitteilen. Es besteht zudem eine Wahrscheinlichkeit, dass die Antwort unvollständig, veraltet oder falsch sein kann. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung übernimmt keine Verantwortung für die Richtigkeit der KI-Antworten.
Werden meine Daten gespeichert oder verarbeitet?
Wir nutzen gestellte Fragen und Feedback ausschließlich zur Generierung einer Antwort innerhalb unserer Anwendung und zur Verbesserung der Qualität zukünftiger Ergebnisse. Dabei werden keine zusätzlichen personenbezogenen Daten erfasst oder gespeichert.

Mehr von Avoxa