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Therapie von kleinen Neurodermitis-Patienten

02.06.2003  00:00 Uhr
Pharmacon Meran 2003

Therapie von kleinen Neurodermitis-Patienten

30 Prozent aller Kinder haben einmal mit einer Neurodermitis und deren Auswirkungen auf das tägliche Leben zu kämpfen, stellte Dr. Doris Staab, Pädiatrische Pneumologie der Lungenklinik Heckeshorn in Berlin, fest. Dabei sei zu beachten, dass die Krankheit mit ihrer Stigmatisierung, der frühen Manifestation und dem chronischen, schubförmigen Verlauf die ganze Familie belaste.

Zwei therapeutische Ansätze grenzte die Referentin voneinander ab: die Auslöservermeidung und die Hautbehandlung. Im Zentrum der Erkrankung steht eine atopische Veranlagung, die sich - verstärkt durch zusätzliche Faktoren - in einer Neurodermitis manifestiert. Zu den sekundären, beeinflussbaren Auslösern zählen Stress, bestimmte Nahrungsmittel, Reizstoffe und Umweltallergene sowie Hauttrockenheit, Kratzen und Infektionen mit Staphylokokken. Diese spielen nicht nur als Eitererreger eine Rolle, sondern können auch Superantigene ausschütten, auf die die Neurodermitiker häufig allergisch reagieren. Eine systemische Antibiotikagabe erstrecke sich dann über sechs bis acht Wochen, um die Bakterienzahl ausreichend zu reduzieren.

Die topische Behandlung der Haut richte sich nach dem Grad der Inflammation, sagte Staab. So soll die Hautreizung mit einer Basispflege abgeschwächt oder behoben werden. Dabei gilt die Regel: feucht auf feuchte, fett auf trockene Haut. Fette Salbengrundlagen eignen sich für stark schuppende Haut, werden jedoch in entzündlich-exsudativen Phasen sehr schlecht vertragen.

Mit fortschreitender Entzündung müsse die Basispflege intensiviert und mit Antiseptika wie Eosin oder Triclosan zur Desinfektion oder Gerbstoffen für offene, nässende Ekzeme kombiniert werden. Zum Stillen des Juckreizes habe sich Polidocanol bewährt. Bei subakuten Ekzemen könne Zink wirkungsvoll sein, dessen antiinflammatorische Wirkung gelte jedoch als gering. Als vergleichbar effektiv ordnete die Referentin Schieferöl ein. Teer verwendet sie nicht mehr, Harnstoff und Salicylsäure in der Regel auch nicht, da Kinder im Gegensatz zu Erwachsenen selten Hyperkeratosen aufweisen. Von dem immer noch häufig eingesetzten Bufexamac riet Staab ab, da es eine Kontaktdermatitis hervorrufen kann.

Auf der dritten Stufe der Therapie stehen antiinflammatorische Substanzen wie Hydrocortison in 0,5- bis 1-prozentigen oder Betametason-17-valerat in 0,03-prozentigen Präparationen beziehungsweise äquivalente Steroide. Auf die Haut aufgetragen, weisen diese Steroide auf Grund ihres schnellen Metabolismus keine systemischen Nebenwirkungen auf. Mit einer Hautatrophie sei bei einer Behandlung bis zu sechs Wochen im Allgemeinen nicht zu rechnen. Ausgenommen davon sind das Gesicht sowie der Genitalbereich, hier sollten Steroide vermieden werden.

Die neuen Macrolide bieten eine gute Alternative, so die Referentin. Da diese Wirkstoffe Fibroblasten nicht hemmen, rufen sie keine Hautatrophie hervor. Sowohl Tacrolimus als auch Pimecrolimus penetrieren gut in die Haut, Tacrolimus jedoch auch durch die Haut. Dadurch ergäben sich besonders bei entzündeter Haut systemisch wirksame Blutspiegel. Pimecrolimus werde weniger resorbiert, therapeutisch relevante Blutspiegel wurden nicht gemessen, doch sei die Wirksamkeit dieses später eingeführten Makrolids geringer. Bei dünner Haut, wie im Gesicht oder bei Säuglingen, wirke es am besten und werde derzeit - außerhalb der bestehenden Zulassung - auch ab dem dritten Lebensmonat angewandt.

Die Präparate sind erst ab zwei Jahren zugelassen, da noch zu klären ist, ob unter einer Therapie eine ausreichende Impfantwort erzielt wird. Zudem besteht das Risiko der Kanzerogenität, und so müssen die beiden Makrolide mit einem hochwirksamen Lichtschutz kombiniert werden, riet Staab nachdrücklich. Die Pimecrolimus-Creme werde lokal deutlich besser vertragen als die sehr fette Tacrolimus-Salbe. Das unangenehme Brennen verschwinde nach etwa vier Tagen und sei bei Kindern weniger ausgeprägt als bei Erwachsenen.

Beide Makrolide können den Bedarf an topischen Steroiden vermindern und weisen ein gutes Sicherheitsprofil auf, resümierte Staab. Das stärker wirksame Tacrolimus biete mitunter sogar eine Alternative zur systemischen Therapie mit Ciclosporin A bei schwerer Neurodermitis.

 

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