Melphalan-Konjugat beim Multiplen Myelom |
Annette Rößler |
01.11.2022 09:00 Uhr |
Melphalanfluphenamid stellt ein Peptid-Melphalan-Konjugat dar, das aufgrund seiner Lipophilie schnell per passiver Diffusion in Zellen aufgenommen wird. Intrazellulär wird der Peptid-Anteil von der Melphalan-Komponente durch Aminopeptidasen abgespalten und so das Alkylans freigesetzt. Da Aminopeptidasen in Myelomzellen besonders aktiv sind, geschieht dies bevorzugt in den Krebszellen. »Mit Melphalanfluphenamid haben wir die Möglichkeit, Melphalan höher dosiert in die Plasmazellen zu transportieren«, fasste der Referent zusammen.
Das neue Präparat darf laut Zulassung in Kombination mit Dexamethason bei erwachsenen Patienten mit Multiplem Myelom angewendet werden, die zuvor mindestens drei Therapielinien erhalten haben. Die Patienten müssen gegen mindestens einen Proteasom-Inhibitor, einen Immunmodulator und einen Anti-CD38-Antikörper refraktär sein. Bei Patienten mit vorangegangener ASCT sollte die Zeit bis zur Progression nach der Transplantation mindestens drei Jahre betragen.
Die letztgenannte Bedingung sei wichtig, da ohne entsprechenden zeitlichen Abstand zu einer vorausgegangenen Melphalan-Hochdosistherapie kaum eine Wirkung zu erwarten sei, sagte Salwender. Bei Patienten, bei denen schon die Melphalan-Hochdosistherapie nicht angeschlagen habe, sei die Gabe von Pepaxti sehr kritisch zu hinterfragen, da sie davon wahrscheinlich kaum profitierten. Unter Beachtung dieser Einschränkungen sei das neue Präparat aber eine Bereicherung für die Therapie.
Abschließend ging Salwender auf die Ergebnisse der für die Zulassung von Pepaxti ausschlaggebenden Studien HORIZON und OCEAN ein. In HORIZON sei eine Ansprechrate von knapp 30 Prozent zu verzeichnen gewesen. »Das hört sich erst einmal wenig an, aber man muss bedenken, dass die teilnehmenden Patienten stark vorbehandelt waren«, betonte der Mediziner. Auch mit Daratumumab oder Pomalidomid seien in diesem fortgeschrittenen Krankheitsstadium keine höheren Ansprechraten zu erwarten.
Melphalanfluphenamid wird mit 40 mg an Tag 1 jedes 28-tägigen Behandlungszyklus gegeben. Patienten, die weniger als 60 kg wiegen, erhalten 30 mg. Toxizitäten können eine Dosisreduktion, eine Unterbrechung der Therapie oder ein dauerhaftes Absetzen erforderlich machen. Die häufigsten Nebenwirkungen von Pepaxti sind laut Fachinformation Thrombozytopenie (83 Prozent der Behandelten), Neutropenie (72 Prozent), Anämie (66 Prozent), Übelkeit (21 Prozent), Diarrhö (19 Prozent) und Fieber (19 Prozent). Als häufigste schwerwiegende Nebenwirkungen werden Pneumonie (11 Prozent), Thrombozytopenie (5 Prozent) und Atemwegsinfektionen (4 Prozent) genannt.