Mehr Indikationen bedeuten nicht mehr Nutzen |
Annette Rößler |
11.07.2023 13:00 Uhr |
Ein Vergleich der ersten, zweiten und dritten Indikation der FDA-zugelassenen Präparate ergab, dass die Wahrscheinlichkeit, einen hohen Zusatznutzen zu erreichen, in der zweiten Indikation 36 Prozent geringer war als in der ersten und in der dritten Indikation sogar 45 Prozent geringer als in der ersten. Bezogen auf die EU-zugelassenen Arzneistoffe fiel das Ergebnis ähnlich aus. Wenn ein Medikament keinen Zusatznutzen gebracht habe, solle dies Patienten und Ärzten klar kommuniziert werden und sich auch im Preis niederschlagen, schlussfolgern die Autoren.
Dem pflichtet Dr. Beate Wieseler, Leiterin des IQWiG-Ressorts Arzneimittelbewertung für Zulassungsregularien, die nicht an der Studie beteiligt war, in einem begleitenden Editorial mit Nachdruck bei. Die Pharmaindustrie bemühe sich häufig erfolgreich um Zulassungserweiterungen, um ihren Ressourceneinsatz zu optimieren und die Schutzfristen für ihre Wirkstoffe zu verlängern. Die Patienten bräuchten aber bessere Behandlungsansätze, nicht mehr von demselben.
Im Rahmen der geplanten Revision des EU-Arzneimittelrechts gelte es, Anreize für echte Verbesserungen gegenüber den bisherigen Therapien zu setzen, etwa indem Förderungen wie die Verlängerung der Marktexklusivität an den Nachweis eines Zusatznutzens geknüpft würden. »So, wie das System derzeit aufgesetzt ist, wird es den Erwartungen von Patientinnen und Patienten, Öffentlichkeit, Ärzteschaft und Politik nicht gerecht«, bemängelt Wieseler in einer Mitteilung des IQWiG.